Ist bei den Kartoffeln wieder der sprichwörtliche Wurm drin so wie die Jahre zuvor?
Da gibt es neben dem Drahtwurm viele Gründe. Das Wetter, Änderungen beim Saatgut und die niedrigen Preise der letzten Jahre, bei denen viele Landwirte aufgehört haben zu produzieren. Und dann noch ein schlechtes Jahr europaweit.
Und wie lief es für Ihren Betrieb?
Wir arbeiten ausschließlich mit alten Sorten, die teilweise mehrere 100 oder auch 1.000 Jahre alt sind, also wirklich gut genetisch informiert sind. Und die haben scheinbar in ihrer Genetik auch solche Sommer gespeichert. Diese Sorten sind nie im Ertrag ganz oben, aber sie sind auch niemals ganz unten. Also sie sind immer ein Mittelding, sodass man mit diesen Pflanzen auch wunderbar kalkulieren kann. Und das ist auch ein ganz wichtiger wirtschaftlicher Aspekt.
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Werden die herkömmlichen Anbauer in Probleme geraten, wenn sich die klimatische Situation so fortsetzt?
Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt, dass es Regionen in Österreich geben wird, wie die Steiermark und Kärnten, wo es zu viel Niederschläge sein werden; und Regionen, wo es plötzlich nicht mehr so gewohnt viel regnet. Der Seewinkel ist immer typisch gewesen für eine trockene Region. Aber dass das Waldviertel und viele Teile im Weinviertel heute im Gemüseanbau nicht mehr zu bewirtschaften sind, ist schon dramatisch.
Kann man heute noch guten Gewissens Obst und Gemüse kaufen, das nicht aus Österreich ist und saisonal bedingt dann von weit her transportiert werden muss?
Ich halte sehr wenig von Regionalität. Das ist für mich ein sehr politisch missbrauchter Begriff. Zum Beispiel die Region der Alpen beginnt im Burgenland und hört in Frankreich auf. Ich bin einzig und allein ein Verfechter von Saisonalität. Das ist etwas, wo ich glaube, dass in vielerlei Hinsicht die Zukunft liegen wird.
Inwiefern?
Dass ein Gemüse Saison hat und da in bester Qualität wächst und die größten Erträge bringt und auch am günstigsten angeboten werden kann. Wir müssen wieder einige Schritte zurück machen. Wenn man bedenkt, was unsere Eltern und Großeltern mit dem saisonalen Gemüse gemacht haben, dann sind wir heute weit entfernt davon. Man hat früher Gemüse verarbeitet, man hat sich die Vorratskammer für den Winter gefüllt mit allen Früchten, die es gegeben hat.
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Man hat aktuell aber eher den Eindruck, dass die Konsumenten zwölf Monate im Jahr immer jede Frucht frisch zur Verfügung haben wollen.
Das war und ist so, aber die Krise, die wir voriges Jahr hatten, hat uns gezeigt, dass das nicht ewig so funktionieren wird. Ich finde es schade, dass die Energiekrise nicht lange genug gedauert hat. Man hat gesehen, dass viele Glas- und Folienhäuser leer geblieben sind. Es hat sich einfach nicht mehr gerechnet, die Paradeiser im Winter zu beheizen und zu belichten.
Sind ihre Produkte teurer geworden im Vergleich zum Vorjahr?
Wir haben die Produkte bewusst nicht teurer gemacht. Weil unsere Energiepreise etwa in der Produktion 0,3 Prozent ausmachen. Die höheren Energiepreise haben uns wettbewerbsfähiger gemacht. Und jetzt merken wir wieder, nachdem die Energiepreise wieder total runtergehen, jetzt wieder die anderen stärker sind. Da sieht man, wie krank das System ist.
Spürt die generell teurere Biobranche eine verstärkte Kaufzurückhaltung?
Wir merken keinen Rückgang, aber Kolleginnen und Kollegen. Die Produkte im Biobereich haben einen Einbruch. Vor allem bei Fleisch und Eiern. Was sich auch geändert hat, ist die Präsentation in den Märkten. Früher wurde Bio total schön breit präsentiert, heute ist es eher auch in der Präsentation ein Nischenprodukt. Die Märkte möchten den Konsumenten vermitteln, dass alles günstig ist. Und wir haben derzeit auch Absurditäten, dass teilweise Bioprodukte billiger sind wie konventionelle, weil die Nachfrage nach Bio geringer ist.
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