"ticket2west": Kocher will überregionalen Jobwechsel ankurbeln

"ticket2west": Kocher will überregionalen Jobwechsel ankurbeln
Pilotprojekt mit AMS soll Jobvermittlung in andere Bundesländer erfolgreicher machen. AK warnt vor zu viel Druck auf Arbeitslose.

Mit einem neuen, einprägsamen Namen will Arbeitsminister Martin Kocher die überregionale Jobvermittlung durch das AMS ankurbeln. Trotz Pandemie, heißt es in der Aussendung des Ministers am Samstag, gebe es derzeit viele Betriebe, vor allem im Westen Österreichs, die offene Stellen für Fachkräfte nur schwer besetzen könnten.

Ein Blick auf die Arbeitslosenstatistik zeigt coronabedingt derzeit allerdings ein anderes Bild. Gerade die Tourismusbundesländer Tirol und Salzburg weisen derzeit besonders hohe Arbeitslosenzahlen auf und die Wirtschaft ist daher nicht unbedingt auf der Suche nach Arbeitskräften aus anderen Bundesländern. Das kann sich mit den geplanten Öffnungsschritten im Tourismus freilich schnell ändern. Die Wirtschaftskammer verweist auch auf Berufe mit latentem Fachkräftemangel, etwa bei Elektroinstallateuren.  Hier gebe es in Wien derzeit 856 Arbeitslose, aber nur 251 offene Stellen für Elektroinstallateure In Salzburg hingegen kann ein arbeitsuchender Elektroinstallateur aus fünf verschiedenen offenen Stellen auswählen.

Pilotprojekt

Im Rahmen des mit AMS, Arbeiter- und Wirtschaftskammer koordinierten Pilotprojektes mit dem Namen "ticket2west" sollen daher 1.000 Arbeitssuchende zu Informationsveranstaltungen eingeladen werden. „Einige der Teilnehmer/innen erhalten letztlich ein Rundumpaket, das von einer Unterstützung bei der Wohnungssuche bis hin zu einem großzügigen Förderprogramm reicht“, erläutert Kocher. Sie erhalten etwa einen Großteil der Wohn- und Kursnebenkosten vom AMS ersetzt. Eine Wohnbeihilfe gab es aber auch bisher schon. Die Teilnehmer/innen sollen weiters begleitende Coachings erhalten und auf potentielle neue Stellen mittels vier- bis sechswöchigen Trainings vorbereitet werden.

Für das Pilotprojekt stehen insgesamt 700.000 Euro bereit. Bis zu 40 Betriebe, die dringend Fachkräfte suchen, sollen mit dem Projekt bei der Rekrutierung von Arbeitskräften unterstützt werden. Ziel sei es, Erfolgsfaktoren für die überregionale Vermittlung zu identifizieren, so der Minister. Eine begleitende Evaluierung soll Hinweise für weitergehende Maßnahmen geben. 

Arbeiterkammer skeptisch

Die Arbeiterkammer unterstützt das Pilotprojekt zwar, zeigt sich aber skeptisch. „Einen neuen Arbeitsplatz in einem anderen Bundesland anzunehmen und dafür den Wohnsitz zu wechseln ist für Arbeitnehmer/innen und ihre Familien eine weitreichende Entscheidung, die nicht mit Druck erzwungen werden darf", gibt AK-Wien-Direktor Christoph Klein zu Bedenken. Es müsse gesichert sein, dass es sich um einen sicheren, dauerhaften Arbeitsplatz mit gutem Einkommen und guten Arbeitsbedingungen handelt. Auch leistbare Wohnungen sowie Ausbildungsplätze für Kinder müssten vorhanden sein.

Hier seien auch die Länder und Gemeinden gefordert. Klein verweist darauf, dass in der Vergangenheit in Westösterreich oft keine Dauerstellen, sondern nur Saisonarbeitsplätze im Tourismus angeboten wurden. Dies dürfe sich nach der Pandemie nicht wiederholen. 

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