Milde Temperaturen und günstigerer Strom drücken EVN-Gewinn
Der niederösterreichische Energiekonzern EVN hat am Dienstag Bilanz über sein Geschäftsjahr 2023/24 gezogen. Der Umsatz ging um 13,6 Prozent auf 3,256 Milliarden Euro zurück, der Gewinn sank um 11 Prozent auf 471,7 Millionen Euro. Die Ursachen dafür sind erklärbar, Besorgnis angesichts der Zahlen herrscht im Vorstand nicht. Der Börsenkurs der EVN reagiert allerdings empfindlich.
EVN erzeugt mehr Strom, aber für weniger Geld
Die EVN, die außer in Österreich auch in Nordmazedonien und Bulgarien als Energieversorger aktiv ist, hat im vergangenen Geschäftsjahr um 11,3 Prozent mehr Strom produziert (2024: 3.318 Gigawattstunden), musste diesen aber zu günstigeren Preisen als im Jahr zuvor verkaufen. Aufgrund der Witterung stieg die Stromproduktion aus Wasser- und Windkraft stark an. Insgesamt wurde um 22 Prozent mehr Ökostrom erzeugt. Der Erneuerbaren-Anteil an der Stromproduktion stieg auf 84,4 Prozent (2023: 77 Prozent). Der Wärmeabsatz ging aufgrund des milden Wetters zurück.
Erneuerbare Energien hat die EVN auch stark ausgebaut. In St. Pölten wurde etwa mit dem Bau einer neuen Kraft-Wärme-Kopplung für Biomasse begonnen, die künftig 30.000 Haushalte mit Wärme und 15.000 Haushalte mit Strom versorgen soll. Die Investitionen des Konzerns stiegen auf ein Allzeithoch von 753 Millionen Euro. In den nächsten Jahren ist eine weitere Steigerung geplant.
Mit 3.000 Ladepunkten nun größter Stationenbetreiber
Im Bereich der Energiewende zeigt die EVN auch bei Ladeinfrastruktur große Ambitionen. Im vergangenen Jahr wurden 500 neue Ladepunkte gebaut. Die EVN besitzt dadurch nun insgesamt 3.000 Ladepunkte und sei dadurch Österreichs größter Ladestationenbetreiber, schildert Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz. Ladeinfrastruktur soll in Zukunft auch vermehrt für Lkw und für Schiffe auf der Donau geschaffen werden.
Die EVN fördert auch die Errichtung von PV-Anlagen durch Eigenheimbesitzer und Gründung von Energiegemeinschaften in Niederösterreich. Der Eigenverbrauch der neuen Stromproduzenten verringert allerdings auch den Stromabsatz des Konzerns ein wenig. 120.000 PV-Anlagen gibt es laut Szyszkowitz derzeit in Niederösterreich, 40.000 davon kamen alleine im vergangenen Geschäftsjahr dazu.
Gas für Haushalte nur noch aus Österreich
Bei Erdgas für Privatkunden hat die EVN eine große Neuerung vorzuweisen. Ab 1. Jänner 2025 werden Haushalte nur noch Erdgas aus Österreich erhalten, wie EVN Vorstandsdirektor Stefan Stallinger verkündet. Lieferant ist die OMV. Preise sollen davon nicht beeinflusst werden. Für Industriekunden wird Gas an internationalen Handelsplätzen gekauft.
Weniger Einnahmen hat die EVN mit ihrem Gaskraftwerk Theiß erzielt. Durch warmes Wetter und viel Ökostromproduktion musste das Kraftwerk 2023/24 kaum aktiviert werden. Für den aktuellen Winter erwartet das Unternehmen wieder mehr Stromproduktion in Theiß.
Mehr Personalkosten
Auf den Gewinn der EVN drückt auch ein höherer Personalstand sowie höhere Kosten für das Personal. In diesem Bereich gab einen Anstieg um 13,1 Prozent auf 473,9 Millionen Euro. Die Übergewinnsteuer fiel mit 10 Millionen Euro dagegen relativ moderat aus.
Verkauf von WTE Wassertechnik
Im Bereich der Wasserversorgung arbeitet die EVN immer noch an einem Großprojekt im Waldviertel. Dort soll eine 60 Kilometer lange Wasserleitung von Krems nach Zwettl entstehen. Im Sommer 2024 wurde der dritte und letzte Bauabschnitt begonnen. 2025/26 soll die Transportleitung den Betrieb aufnehmen. Die deutsche EVN-Tochter WTE Wassertechnik, die Projekte in aller Welt vorantreibt, u.a. eine Kläranlage in Kuwait, wird 2025 an die Strabag verkauft. Das wurde erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben.
Aktienkurs gefallen
Ihren Anlegern macht die EVN einen Dividendenvorschlag von 0,90 Euro pro Aktie (2023/24 waren es 1,14 Euro). Die EVN verfüge über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für weitere Investitionen in die Energiewende bilde, heißt es vom Energieversorger. An der Börse kommen die aktuellen Zahlen nicht so gut an. Am Dienstag gegen 11.30 Uhr fiel der Aktienkurs um 6,0 Prozent auf 21,90 Euro.
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