Teamviewer legte weiter zu und erhöhte Wachstumsprognose leicht

Teamviewer sitzt im baden-württembergischen Göppingen
CEO: Starkes Wachstum im dritten Quartal unter einigermaßen normalen Bedingungen.

Der deutsche Softwareanbieter Teamviewer sieht sich nach dem dritten Quartal in seinen Wachstumszielen bekräftigt und erhöhte den Jahresausblick noch etwas. Zwar wuchs das Unternehmen bei den in Rechnung gestellten Umsätzen deutlich langsamer als im ersten Halbjahr, als der Home-Office-Boom in der ersten Corona-Welle die Geschäfte mit Software zur Fernwartung und Videokonferenzen in die Höhe trieb.

Teamviewer verzeichnete bei den sogenannten Billings in den Monaten Juli bis September aber immer noch ein Plus von 29 Prozent auf 106,4 Mio. Euro. Ohne den dämpfenden Einfluss des stärkeren Euro wäre es ein Anstieg von 34 Prozent gewesen.

"Das dritte Quartal halten wir für ein außerordentlich gutes Quartal, es hat deutlich gezeigt, wie stark wir unter einigermaßen normalen Bedingungen mit mehr als 30 Prozent wachsen", sagte Teamviewer-Chef Oliver Steil am Dienstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Und das trägt sich auch ins vierte Quartal fort."

Der Vorstandschef geht nun im Gesamtjahr von 450 bis 455 Mio. Euro bei den Billings aus, bisher waren nur rund 450 Millionen angepeilt. "Die Prognose heben wir nicht wegen neuer Corona-Beschränkungen, sondern weil die strukturellen Grundlagen unseres Geschäfts stimmen", sagte Steil.

Die Aktie des MDax-Konzerns legte nach dem deutlichen Kursrutsch vom Wochenbeginn am Dienstag nach Handelsbeginn nun um 1,3 Prozent auf 35,90 Euro zu. Das langsamere Wachstum im dritten Quartal sei mit der Normalisierung in der Coronakrise erwartet worden, schrieb JPMorgan-Analystin Stacy Pollard. Alles in allem hätten die Zahlen die Markterwartungen geschlagen, deuteten aber eine weitere Verlangsamung für das vierte Quartal an.

Teamviewer galt früh als Profiteur der Coronakrise. Doch mit dem gedämpfteren Wachstum im Sommer war die Euphorie an der Börse schon etwas abgeklungen, das im Juli erreichte Rekordhoch von fast 55 Euro bröckelte merklich ab. Dazu trug auch bei, dass der ehemalige Eigentümer, der Finanzinvestor Permira, nach dem Börsengang im September 2019 nach und nach weitere große Aktienpakete verkauft und damit den guten Lauf der Papiere nutzt. Derzeit hält Permira noch rund 28 Prozent der Aktien. Insgesamt ist Teamviewer an der Börse aktuell rund 7,2 Mrd. Euro wert.

Teamviewer hat nach Darstellung des Managements aber mehr zu bieten als nur Home-Office-Software. "Work from home ist Teil unseres Geschäfts, aber wir machen noch eine ganze Menge mehr. Im Vergleich zu anderen Softwarefirmen wachsen wir viel stärker", sagte Steil.

Am Vortag hatte die Nachricht über erste hoffnungsvolle Daten eines Impfstoffkandidaten vom deutschen Biopharma-Unternehmen BioNTech und seines US-Partners Pfizer die Aktienmärkte mit Wucht erfasst: Viele in der Pandemie leidende Börsenwerte bekamen Aufschwung, favorisierte Werte wie auch Teamviewer wurden gemieden, die Aktie hatte fast 9 Prozent verloren.

Der tatsächliche gebuchte Umsatz von Teamviewer stieg im dritten Quartal um 15 Prozent auf 117,2 Mio. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 26 Prozent auf 58,2 Mio. Euro. Unter dem Strich stieg der Gewinn mit 31,6 Mio. Euro auf mehr als das Doppelte.

Teamviewer will künftig verstärkt auch bei größeren gewerblichen Kunden wachsen. Zuletzt hatte das Unternehmen die Übernahme des Augmented-Reality-Spezialisten Ubimax eingetütet. "Im Segment großer Kunden waren wir deutlich unterrepräsentiert, haben aber substanziell in unser Portfolio investiert, unter anderem mit der Ubimax-Übernahme. Bisher haben wir rund 10 bis 15 Prozent unserer Billings in dem Bereich, wir wollen aber auf über 20 Prozent kommen", sagte Finanzchef Stefan Gaiser im Gespräch.

Erfolge konnte Teamviewer hier auch im dritten Quartal verbuchen. "Wir hatten in der Region Amerika wirklich ein sehr gutes Quartal mit großen Vertragsabschlüssen im Enterprise-Segment von über 50.000 Euro", sagte Steil.

Um das Potenzial auszubauen, kommen auch weitere Übernahmen in Betracht, allerdings ist der Markt derzeit auch wegen der Pandemie stark in Bewegung. Bei der Finanzierung möglicher Deals sieht das Management keine großen Hürden. "Wenn wir eine größere Übernahme machen wollten, stünden uns mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Zudem haben wir eine starke eigene Währung mit unserer Aktie", sagte Gaiser.

Kommentare