T-Mobile-Chef: "Es ist ein Befreiungsschlag aus der reinen Mobilfunk-Position"
Der Mobiltelefonie-Anbieter T-Mobile Austria, mit 855 Millionen Euro Umsatz zweitgrößter Anbieter in Österreich, hat einen Coup gelandet. Wie der KURIER bereits in der Freitag-Ausgabe vorab berichtete, schluckt das Unternehmen um Andreas Bierwirth für 1,9 Milliarden Euro den österreichischen Internet- und Kabel-TV-Betreiber UPC Austria.
Damit steigt die Tochter der Deutschen Telekom hierzulande zum Big Player in Sachen schnelles Breitband-Internet für Privat- und auch Business-Kunden sowie digitales Entertainment auf. Das wertvollste Asset bei dieser Übernahme ist – neben dem spezifischen technischen Know-how – insbesondere das dichte Koaxialkabel- und Glasfasernetz, dass UPC vor allem im städtischen Bereich hat. Damit werden zumindest 40 Prozent der österreichischen Haushalte erreicht.
Starke Ansage
"Für uns ist es fast der Befreiungsschlag aus der reinen Mobilfunk-Position und aus der Abhängigkeit von A1 Telekom. Jetzt sind wir frei und unabhängig", sagt T-Mobile-Vorstandsvorsitzender Andreas Bierwirth, erfahrener Verkehrspilot und früherer AUA-Manager, im Gespräch mit dem KURIER. "Wir gehen mit dem Kauf in den für uns neuen Markt des digitalen Entertainments, den T-Mobile für sich noch nicht abgedeckt hat."
Die Integration von UPC Austria mit einem eigenen Leitungsnetz, TV- und Streaming-Angebote werden für sein Unternehmen zu einem starken Konkurrenten "für den derzeitigen Marktführer A1 machen und T-Mobile in ein völlig neues Unternehmen verwandeln". Das ist vor allem deshalb so wichtig, weil die Kunden immer mehr dazu übergehen, digitale Dienstleistungen nur aus einer Hand zu kaufen: Mobiltelefon, Internet, Streamingdienste, Internet-TV und sogar Smart-Home-Anwendungen. Ein solches Gesamtangebot konnte bisher nur die A1 Telekom Austria mit ihrem Leitungsnetz unter die Leute bringen. Das soll sich künftig ändern.
Netz-Führerschaft
"UPC ist qualitativ mit deutlichem Abstand führend und aufgrund seiner Kabelnetz-Technologie auch in den nächsten Jahren nicht einzuholen", sagt Bierwirth. "Wir versetzen uns nun in die Lage, den Weg in die Gigabit-Gesellschaft in Österreich zu gehen."
Zuvor müssen aber noch die Kartellbehörden, die EU-Kommission und die Wiener Bundeswettbewerbsbehörde die geplante Übernahme, die durch entsprechende Kaufverträge manifestiert ist, auch genehmigen. Auch die Telekom-Regulierungsbehörde RTR muss ihren Segen geben. Doch in Sachen Kartellrecht sieht der T-Mobil-Chef gar keine Probleme. Denn der Bereich Festnetz, den man mit UPC zukauft, ist eigentlich ein völliges Neuland für T-Mobile.
Mehr Wettbewerb
"Wir werden durch diesen Schritt den Markt sogar deutlich beleben können", sagt der Manager. "Daher erwarten wir auch keine Auflagen." Geht sein Plan auf, wird T-Mobile die Zahl der Mitarbeiter auf 2400 Personen fast verdoppeln und zumindest 1,19 Milliarden Euro Umsatz einfahren. Normalerweise bleiben aber bei einer Übernahme ein Teil der Mitarbeiter auf der Strecke."Hier werden zwei unterschiedliche Puzzle-Steine zusammengesteckt und das bedeutet, wir brauchen die Kompetenz der UPC-Mitarbeiter", sagt Bierwirth. "Wir haben uns Mitarbeiter-Strukturen, die wir als T-Mobile aufbauen hätten müssen, zugekauft."
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