Brisanter Milliarden-Deal: T-Mobile kauft UPC

T-Mobile steigt groß in das Breitbandgeschäft ein und verfügt künftig über ein dichtes Leitungsnetz
Größte Übernahme in Österreich ist eine massive Kampfansage an A1 Telekom Austria. T-Mobile wird Big Player in Sachen Breitband und digitales Entertainment.

Österreichs führender Telekommunikationskonzern, die A1 Telekom Austria, wird sich warm anziehen müssen. In Kürze wird eine Milliarden-Übernahme geschultert, die den Breitband-Markt in Österreich völlig umkrempelt. Wie gut informierte Kreise dem KURIER und der futurezone bestätigten, wird T-Mobile um Geschäftsführer Andreas Bierwirth den österreichischen Internet- und Kabel-TV-Anbieter UPC Austria zur Gänze übernehmen. Nur bei der Tochter "UPC Telekabel Wien" bleibt die Wien Holding mit einem Fünf-Prozent-Anteil an Bord. Am Freitagmorgen bestätigte T-Mobile Austria den Kauf des Kabelnetzbetreibers auch offiziell.

1,9 Milliarden Euro

Bisher gehörte UPC Österreich zu UPC Schweiz und diese wiederum ist ein Tochterunternehmen des weltgrößten Breitbandanbieters Liberty Global. Beide Seiten verhandelten seit Wochen intensiv. Der Deal stellt sämtliche Übernahmen der vergangenen Jahre in den Schatten. UPC Austria wird mit 1,9 Milliarden Euro bewertet.

Die rund 1000 UPC-Mitarbeiter werden von T-Mobile übernommen. Für Privat- und Geschäftskunden von UPC soll sich durch den Zusammenschluss zunächst nichts ändern, heißt es in einer Mitteilung von UPC. Dem Deal müssen noch die Wettbewerbsbehörde und der Telekom-Regulator zustimmen. Der Abschluss (Closing) der Übernahme wird im zweiten Halbjahr 2018 erwartet.

Lukratives Kabelnetz

UPC verfügt über 480.000 Kabel-TV-Kunden, 500.000 Breitband-Internet-User und rund 430.000 Festnetz-Kunden. Doch das wertvollste Asset ist die Kabelnetz-Infrastruktur und das dazugehörige Know-how. Vor allem in den städtischen Bereichen verfügt UPC über ein sehr dichtes Netz.

Durch die Übernahme kann T-Mobile den Kunden österreichweit eigene Breitbandleitungen mit hohen Übertragungsraten anbieten. Das ist unter anderem für Streaming-Dienste und digitales Entertainment wichtig. Damit könnte T-Mobile seinen Kunden auch das UPC-Fernsehangebot zugänglich machen. Doch auch bei Businesskunden will T-Mobile künftig mit einem schnellen Breitband punkten. Bisher hat T-Mobile auf die Leitungen von A1 zurückgreifen müssen.

Internationaler Trend

Mit der UPC-Übernahme folgt T-Mobile Austria (1300 Mitarbeiter) einem internationalen Trend. Ausschließlich auf Mobilfunk spezialisierte Anbieter reiben sich in Europa in Preiskämpfen auf.

"Für Mobilfunk-only-Anbieter wird es schwierig", sagt der Analyst Karim Taga von Arthur D. Little. "Marktanteile nehmen ab. Kunden gehen zu Betreibern, bei denen sie alle Produkte aus einer Hand bekommen." Der Zusammenschluss mit Festnetzanbietern sei unter diesem Gesichtspunkt eine "natürliche Entwicklung".

Erst in der vergangenen Woche hat sich etwa die niederländische T-Mobile-Tochter mit dem Festnetzanbieter Tele2 Niederlande zusammengetan. In den vergangenen Jahren seien quer durch Europa ähnliche Übernahmen zu beobachten gewesen, sagt der Branchenanalyst Jan Hein Bakkers von IDC. Auch die Möglichkeiten von T-Mobile beim Vertrieb von Videoinhalten würden durch den Zusammenschluss mit dem Kabelnetzbetreiber einen Schub erfahren.

Eigenes Glasfasernetz

T-Mobile Austria versucht seit längerem einen Fuß in den heimischen Markt für Heim-Internet zu bekommen. Seit 2013 bietet T-Mobile mit HomeNet Internet für Zuhause auf Mobilfunkbasis an. Anfang 2018 steigt der Mobilfunker erstmals auch in den Festnetzmarkt ein und bietet zunächst in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland das Produkt HomeNet Hybrid an, bei dem das mobile Datennetz mit Festnetz-Internet kombiniert wird.

Beim Heim-Internet ist T-Mobile auf Festnetz-Leitungen angewiesen, um konkurrenzfähig zu bleiben und auch die zunehmend genutzten datenintensiven Streaming-Angebote transportieren zu können. Im ländlichen Bereich, wo auch die Abdeckung von UPC Löcher aufweist, könnte T-Mobile auch weiterhin auf die Breitband-Abdeckung durch LTE und infolge mit dem nächsten Mobilfunkstandard 5G setzen. Zur Versorgung der Mobilfunkknoten baute T-Mobile auch eine eigene Glasfaser-Infrastruktur auf.

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