Swarovski zieht sich vollständig aus Russland zurück
Der Tiroler Kristallkonzern Swarovski mit Stammsitz in Wattens hat seinen vollständigen Rückzug aus Russland angekündigt. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine hatte das Unternehmen seine zwölf Shops und das Online-Geschäft dort geschlossen, war aber zunächst im Land geblieben. Nun sei man "zum Schluss gekommen, dass wir auch unsere ruhenden Aktivitäten nicht aufrecht erhalten können", sagte CEO Alexis Nasard in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "trend".
Zeitraum für den Rückzug nannte Nasard keinen. Nur so viel: Man werde ihn "orchestriert und im Einklang mit allen anwendbaren Gesetzen durchführen, Wirtschaftssanktionen und andere Handelsrestriktionen inklusive", kündigte der Swarovski-Chef in der am Freitag erscheinenden Ausgabe des Magazins an. Auch bisher habe der Konzern sichergestellt, dass "wir im Einklang mit allen relevanten Sanktionen und Handelsrestriktionen agieren".
Das weltweite Vertriebsnetz soll indes nicht so stark ausgedünnt werden wie ursprünglich geplant. Ursprünglich sollten laut dem Bericht von 3.000 Monobrand-Shops nur 2.250 übrig bleiben, derzeit sind es 2.400. "Bei rund 2.400 wird es in den nächsten Jahren bleiben. Unser Fokus wird nicht mehr auf Reduktion, sondern auf Erneuerung der Stores liegen. Dass wir nicht weiter reduzieren, hat auch damit zu tun, dass spontane Einkäufe im Shop bei Swarovski-Kunden eine große Rolle spielen", erklärte der CEO.
Konzern in Turbulenzen
Angesichts des Sitzes des Konzerns in Männedorf am Zürichsee wurde Nasard auch gefragt, ob Swarovski nun eine schweizerisch-österreichische Firma oder doch eine österreichisch-schweizerische sei. Seine Antwort: "Die wichtigsten Entscheidungen trifft der CEO mit Unterstützung des Boards. Ich habe hier (in Wattens, Anm.) ein Büro und eine Assistentin. Swarovski ist ein österreichisches Unternehmen, das teilweise aus der Schweiz heraus geführt wird." Unternehmenspolitisch betonte Nasard einmal mehr, einen "strategischen Schwenk zu mehr Luxus" zu vollziehen.
Der Kristallkonzern hatte sich in den vergangenen Jahren mit starken Turbulenzen konfrontiert gesehen. Dies betraf einerseits die Konzernführung, andererseits auch die wirtschaftliche Situation, nicht zuletzt aufgrund der Coronakrise. Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Umbau des Konzerns - mitsamt großflächigen Kündigungen in Wattens - ein, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Ein Schiedsgericht entschied schließlich, dass die Strukturreform rechtswidrig gewesen sei und rückabgewickelt werden müsse. Erstmals übernahm im vergangenen Jahr mit Nasard eine familienfremde Person die Unternehmensführung.
In der vergangenen Woche konnte man hingegen mit positiven Nachrichten aufwarten: Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete der Konzern ein Wachstum von zehn Prozent gegenüber dem Jahr zuvor und kam bei einem Umsatz von 1,83 Mrd. Euro zu liegen.
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