Swarovski-Konzern: Der Denver-Clan aus Tirol

Swarovski-Konzern: Der Denver-Clan aus Tirol
Das Imperium stellt sich neu auf, schließt Filialen und will sich nur noch auf das Luxussegment konzentrieren.

In einem sind sich die zwei Seiten im Swarovski-Clan mittlerweile einig: Es äußert sich offiziell niemand mehr zu den Familienstreitigkeiten, die es seit Monaten rund um die Neuausrichtung des Kristallkonzerns gibt. Weder Vorstandschef Robert Buchbauer will auf KURIER-Anfrage Stellung nehmen, noch die „Gegenseite“, die auch gerne „Oppositionelle“ genannt wird.

Das könnte freilich auch an der Kommunikationsstrategie Buchbauers liegen, von der diverse Medien im Oktober berichteten und die eine strenge Abstimmung von öffentlich Gesagtem verlangt.

Robert Buchbauer, Nachfahre des Firmengründers Daniel Swarovski, steht seit dem Vorjahr als CEO an der Spitze des Unternehmens. Und will dieses neu aufstellen: Eine Schweizer Familienholding unter seiner Führung soll mit über 80 Prozent in die D. Swarovski KG einsteigen. Das passt einem Teil der Familie nicht.

Clan-Struktur

Und das ist das Problem: Der Swarovski-Clan zählt rund 200 Mitglieder, von denen etwa 80 Gesellschafter in der Unternehmensgruppe sind. Grundlage der Struktur ist eine Familienverfassung, deren Inhalt nur wenigen bekannt ist.

Was jetzt passieren soll, nennt Buchbauer Strukturreform, die Familiengruppe sprach lange von einer „feindlichen Übernahme“. Denn: Die „Familiengruppe“, die laut eigenen Angaben rund 20 Prozent der Unternehmensanteile hält, fürchtet um Stimmrechte und die Steuerung des Konzerns von der Schweiz aus, wo auch Buchbauer lebt. Und will daher die Neustrukturierung verhindern – zumindest so, wie sie jetzt geplant ist.

Im Oktober hat die Gesellschafterversammlung mit rund 80 Prozent dem Konzernumbau zugestimmt. Die „Oppositionellen“ gehen aber davon aus, dass für eine solche Umstrukturierung des Unternehmens Einstimmigkeit notwendig ist – sie haben Rechtsmittel angekündigt.

Spannend ist in diesem Zusammenhang auch noch das Thema Familienbeirat. Aus diesem hat sich der ehemalige Vorsitzende Helmut Swarovski ja mangels einer Linie mit dem Swarovski-Unternehmen zurückgezogen – auch von einem Hinausdrängen wurde, etwa vom Standard und dem trend, berichtet.

Weil Helmut den Reformplänen Buchbauers nicht zustimmen wollte. An seiner statt sollte Christoph Swarovski, Chef der Tyrolit und Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, in den Beirat einziehen.

Nur: Das ist nicht passiert. So besteht der Beirat „bis auf weiteres“ aus fünf anstelle von sechs Personen, wie es in einer Aussendung dazu heißt. Diese fünf sind: Marina Giori-Lhota, Monika Schiestl-Swarovski, Markus Langes-Swarovski, Mathias Margreiter und Robert Buchbauer.

Swarovski-Konzern: Der Denver-Clan aus Tirol

Christoph Swarovski selbst aber fühlt sich rechtmäßig in den Beirat entsandt, wie er seinerseits betonte. Erklärung dafür gibt es keine – weder Buchbauer noch Swarovski äußern sich ja offiziell.

Ein Sprecher von Christoph Swarovski verweist gegenüber dem KURIER nur auf ein Interview in der Tiroler Tageszeitung von Mitte Dezember – das letzte, das Swarovski gegeben hat. Darin räumte er aus seiner Sicht mit dem Gerücht auf, er wackle in beiden Funktionen. In diesem Interview hat er sich für die Gründung einer Aktiengesellschaft nach österreichischem Recht ausgesprochen – mit Standortgarantie für Wattens.

„Zeitgemäß & führbar“

Was die Neuausrichtung des Unternehmens angeht, gab es auf KURIER-Anfrage beim Swarovski-Konzern eine schriftliche Stellungnahme „seitens der Geschäftsführung“. Es bleibt dabei: 1.800 Leute werden in Wattens abgebaut. 1.200 traf das schon im Vorjahr und noch einmal 600 heuer. In Wattens wird es dann Ende 2021 noch rund 3.000 Mitarbeiter geben. Insgesamt beschäftigt der Konzern weltweit mehr als 30.000 Mitarbeiter.

Man wolle das Unternehmen künftig „zeitgemäß und führbar“ strukturieren, heißt es in der Anfragebeantwortung. Das Bestreben den Kristallbereich zu einen. „Wir leiten alles unter einem Markenauftritt und einem funktionalen Team, das sich um alle Aspekte des Geschäfts kümmert.“ Es geht um Verschlankung, weg vom „divisionalen Ansatz“, der über viele Jahre verfolgt wurde, so das Unternehmen weiter.

Und: Es gehe mehr in Richtung Luxus. Konkret in Richtung „erreichbaren, demokratischen Luxus“. Swarovski will weg von den Segmenten, in denen die Billig-Konkurrenz aus Asien dem Unternehmen zu schaffen macht.

Weniger Shops

Auch, dass Shops (es gibt 3.000 weltweit, davon je 1.500 eigene und Partnerboutiquen) geschlossen werden, ist fix. „Ja, im Zuge der neuen Strategie wird auch das Distributionsnetzwerk verschlankt“, heißt es vom Unternehmen.

Wann das alles abgeschlossen ist – und ob der Beirat danach wieder auf sechs Personen aufgestockt wird – wollte man bei Swarovski nicht beantworten.

2019 hat der Konzern rund 3,5 Milliarden Euro umgesetzt, 2,7 Milliarden im Kristallbereich. Bei Letzterem rechnet man für 2020 mit einem Minus von rund 30 Prozent.

Kommentare