Aufregung in Wattens: Müssen 70 Swarovski-Mitarbeiter gehen?
Rund um den Personalstand beim Tiroler Kristallkonzern Swarovski ist am Dienstag eine Debatte entbrannt. Die Tiroler Arbeiterkammer sprach in einer Aussendung von "Feuer am Dach" und einer erneuten "Kündigungswelle". Von 60 bis 70 abgebauten Mitarbeitern seit Jahresanfang ist intern die Rede, wie die APA erfuhr. Ganz anders hingegen die Darstellung des Konzerns: Es gebe im Moment keine weiteren Pläne für einen "strukturellen Mitarbeiterabbau" am Stammsitz Wattens.
Ein solcher struktureller Mitarbeiterabbau in Wattens war zuletzt im November vergangenen Jahres bekanntgegeben worden. Bis zu 80 Personen - vorwiegend aus dem IT-Bereich - waren damals beim AMS zur Kündigung angemeldet worden. In Wattens arbeiten rund 3.000 Menschen für Swarovski.
Der Konzern betonte am Dienstag vielmehr gegenüber der APA, dass im Rahmen der Umstrukturierung des Unternehmens in den kommenden Jahren in Wattens neue Arbeitsplätze geschaffen würden. Darüber hinaus seien allein im Jahr 2022 mehr als 400 Personen eingestellt worden. "Auf der anderen Seite werden einige Stellenprofile weniger benötigt und daher abgebaut", hieß es. Die Zahl der Mitarbeiter würde sich in einzelnen Bereichen immer wieder "nach oben oder unten verschieben", wie es in jeder Organisation, "die per Definition ein lebendiger Organismus ist", der Fall sei.
Die Verantwortlichen unterstrichen, dass sich Swarovski in einem "umfassenden Transformationsprozess" befinde. "Das Unternehmen muss nachhaltig erfolgreich und wettbewerbsfähig werden, und dazu müssen wir unsere Strukturen anpassen", hieß es in der Stellungnahme. Die Umstrukturierung basiere auf den Grundsätzen der LUXignite-Strategie, die CEO Alexis Nasard im Dezember vorgestellt hatte. Diese würde bereits "erste positive Ergebnisse" zeigen.
Ganz anders hingegen die Tonalität aufseiten der Tiroler Arbeiterkammer. Diese sah in Person von Präsident Erwin Zangerl einen umfassenden Mitarbeiterabbau vonstattengehen. Services würden komplett eingestellt, hauptbetroffen seien vor allem die Bereiche IT, Personal und Verwaltung. Die Kündigungen würden sich quer durch alle Angestelltenbereiche ziehen, so die Interessensvertretung in einer Aussendung. Nasard fahre einen Kurs, der das Unternehmen "endgültig auf die Klippen wirft, wenn nicht endlich gegengesteuert wird", meinte Zangerl und mahnte Gespräche Nasards mit dem Betriebsrat ein. Denn ebendiese wolle der CEO nicht führen, behauptete Zangerl.
Der Konter von Swarovski: Man bedauere das "kommunikative Vorgehen des Betriebsrats". "Wir sind aber weiterhin entschlossen, sozialpartnerschaftlich und konstruktiv zusammenzuarbeiten", so die Reaktion aus der Konzernzentrale. Was Swarovski jetzt für seinen Aufschwung brauche, sei Einigkeit, Zusammenarbeit und Zusammenhalt.
Große Turbulenzen
Der Kristallkonzern hatte sich in den vergangenen Jahren mit starken Turbulenzen konfrontiert gesehen. Dies betraf einerseits die Konzernführung als auch die wirtschaftliche Situation aufgrund der Coronakrise. Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Umbau des Konzerns - mitsamt großflächigen Kündigungen in Wattens - ein, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Ein Schiedsgericht entschied erst kürzlich, dass die Strukturreform rechtswidrig gewesen sei und rückabgewickelt werden müsse. Erstmals übernahm heuer mit Nasard eine familienfremde Person die Unternehmensführung.
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