Der Swarovski-Glanz hat in den vergangenen Jahren nicht wenige Schrammen abbekommen. Der neue CEO Nasard ist angetreten, um Swarovskis Image – und die Kennzahlen – wieder aufzupolieren. In den vergangenen Jahren reihte sich eine Schreckensmeldung an die nächste, man produzierte immer mehr Scherben. Über 5.000 Shops, sowohl im Eigentum als auch franchisebetrieben, wurden seit 2012 geschlossen. 1.600 Beschäftigte mussten vor zwei Jahren allein in Wattens gehen. Die Kommunikation nach außen war, freundlich formuliert, zurückhaltend.
Wenn es konkret wird, ist Nasard das zwar noch immer. Ein paar Dinge waren ihm in einem Pressegespräch gestern aber doch zu entlocken. Das Umsatzwachstum werde heuer bei 10 Prozent liegen, das größte Wachstum seit 2015. Allerdings krachte der Umsatz allein 2020 um 30 Prozent nach unten. Rund 1,9 Milliarden Euro dürften es heuer wohl sein, wie Nasard zumindest indirekt bestätigte.
Profitabel ist Swarovski damit zwar noch nicht, aber hier werde man in den kommenden 18 Monaten einen Turnaround vollziehen, so der Konzernchef. Größter Markt für Swarovski ist aktuell der US-amerikanische, hier werden 20 Prozent des Geschäfts gemacht, gefolgt von China. Den US-Markt auszubauen sei ihm wichtig, so Nasard. China sei aktuell – Stichwort Covid – schwierig.
Kommen wir zu dem, was nicht kommentiert wurde. Zu den Familienstreitigkeiten wollte sich Nasard nicht äußern. Nur so viel zu seinen Freiheiten als CEO: „Bis jetzt haben sich sowohl die Shareholder als auch die Familienmitglieder strikt an die Abmachung gehalten. Bis jetzt war es mir möglich, als CEO mit jenen Freiheiten zu agieren, die nötig sind.“ Im Hintergrund streitet die Familie seit Jahren über die Neuausrichtung inklusive Firmensitz des Kristall-Imperiums, der zum Teil auch über die Medien ausgerichtet wurde. Firmensitz der Swarovski Crystal Online AG ist jetzt Männedorf in der Schweiz, in Wattens sind Produktion und die Swarovski Austria Vertriebsgesellschaft m.b.H. zu Hause. Auf die ist man stolz und wolle an diesem Standort festhalten.
Ob tatsächlich mindestens 30 Millionen Euro in Wattens investiert werden sollen, wie Medien berichteten, wollte Nasard weder bestätigen noch dementieren. Nur so viel: Man werde unter anderem in Automatisierung und Digitalisierung investieren. Dass weitere Beschäftigte gehen müssen, sei nicht ausgeschlossen, aber auch nicht das Ziel.
Was sich geändert hat
Man widmet sich übrigens auch durchaus intensiv dem direkten Ansprechen von neuen und bestehenden Kundinnen und Kunden – für den ersten Einkauf im Swarovski-Onlinestore gibt es aktuell 10 Prozent Rabatt. Im Jahr 2023 will man auch zwei neue Flagship-Stores eröffnen, erklärte Nasard – aber wo, wurde ebenfalls nicht verraten.
Zumindest einige Dinge haben sich tatsächlich geändert. Nasard ist der erste externe Manager, der an der Spitze des Konzerns steht. Auch der Verwaltungsrat, an den Nasard berichtet, hat fünf familienfremde Mitglieder und drei aus der Familie.
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