Damit ist gekommen, was einige Familienmitglieder rund um Markus Langes-Swarovski, seines Zeichens Vorgänger als Swarovski-CEO von Robert Buchbauer, bereits im Juli schriftlich gefordert haben: Nämlich das Ende der Familienmitglieder an der Spitze des Unternehmens. In einem Brief an die Gesellschafter hatten Langes-Swarovski und Co. auch den Wechsel und damit Rücktritt von Buchbauer gefordert. Per Jahresanfang wollte man einen Umbau an der Konzernspitze vollzogen sehen, hieß es in dem Brief. Als Grund wurden die Probleme im Geschäftsbereich Kristall angeführt.
Familienverfassung
Gestritten wird im Konzern ja schon lange. Ein Grund dafür ist die über lange Zeit gewachsene Struktur des Unternehmens. Der Swarovski-Clan umfasst rund 200 Personen (Nachfahren des Firmengründers Daniel Swarovski). Von diesen sind 80 Gesellschafter in der Unternehmensgruppe. Grundlage der Struktur war bisher eine Familienverfassung, deren Inhalt kaum jemand kennt.
Buchbauer war im Vorjahr angetreten, um Struktur in den Konzern zu bringen. Und das ins Strudeln geratene Unternehmen neu auszurichten. Der Plan war, sich auf „erreichbaren Luxus“ im Kristallbereich zu konzentrieren. Teils mit harten Einschnitten: 33 von 102 Shops in Österreich wurden geschlossen, ein Jobabbau von 1.800 Stellen in Wattens wurde angekündigt. Wie viele Mitarbeitende heuer bereits gekündigt wurden, war vom Sprecher nicht zu erfahren. Das sei ein laufender Prozess, heißt es. Geplant war ja, dass in Wattens 1.200 Beschäftigte im Vorjahr gehen mussten, 600 heuer. Im April gab der Konzern aber bekannt, dass heuer wegen der guten Auftragslage nur 250 Personen gehen müssen.
Wie viele es per Jahresbeginn 2022 schlussendlich dann sein werden: Sie werden neue Führungskräfte an der Spitze des Unternehmens vorfinden. Zufall oder nicht – erst vor wenigen Tagen hat Semperit-Chef Martin Füllenbach seine Handschuhe beim Gummikonzern überraschend an den Nagel gehängt. Zuzutrauen wäre der Job bei Swarovski dem Deutschen jedenfalls. Der Top-Manager verfügt nicht nur über reichlich Erfahrung im Führen globaler Industriekonzerne, sondern kennt auch Familiendynastien. Der 53-Jährige, ehemalige Marineoffizier bei der Bundeswehr, war vor Semperit beim Schweizer Industriekonzern Oerlikon. Seine Industriekarriere begann er beim Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS, später wechselte er zu Voith im Deutschen Heidenheim. Auf die Frage, ob denn der neue Swarovski-Chef Füllenbach heißen könnte, kam vom Swarovski-Sprecher keinen Kommentar.
Auch bei einem weiteren Top-Manager des deutschsprachigen Raums weiß man noch nicht, wo ihn die Reise hinführt: Der bisherige Lenzing-Chef Stefan Doboczky hat Anfang September erklärt, er habe eine „neue spannende Aufgabe“.
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