Deloitte-Umfrage: Manager erwarten anhaltenden Arbeitskräftemangel

Deloitte-Umfrage: Manager erwarten anhaltenden Arbeitskräftemangel
Kritik an Einkommensbesteuerung. Stimmung in den Unternehmen seit Herbst gestiegen.

Knapp die Hälfte der österreichischen Führungskräfte rechnet mit einer negativen Entwicklung des Arbeitsmarkt. Das zeigt der "Deloitte Radar 2023" des gleichnamigen Beratungsunternehmens. Es gebe schon jetzt keine Branche mehr, die vom Arbeitskräftemangel verschont sei, so Elisa Aichinger von Deloitte Österreich am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Die Stimmung in den Unternehmen habe sich im Vergleich zum Herbst aber verbessert. 

Rückgang der Migration in Europa belastet Arbeitsmarkt

Im Internationalen Vergleich sehen die 185 befragten heimischen Führungskräfte laut Deloitte die Verfügbarkeit von Arbeitskräften zu 57 Prozent als "genügend" oder "nicht genügend" an. Bei den Fachkräften sind es sogar mehr als zwei Drittel (68 Prozent). Gründe dafür seien der demografische Wandel, der Rückgang der Migration innerhalb Europas und die Zunahme der Teilzeitbeschäftigung. "Unsere Arbeitsmarktsituation ist auch die größte Bremse für Wirtschaftswachstum", so Aichinger. Rund 20 Prozent der Befragten würden dennoch mit einer Entspannung der Situation in den nächsten Monaten rechnen, 41 Prozent mit einer negativen Entwicklung.

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Das Wirtschaftswachstum hätten nur knapp ein Viertel der Führungskräfte mit "sehr gut" oder "gut" bewertet. 2022 war es noch knapp die Hälfte der Befragten. Auch die Bürokratie und die Einkommensbesteuerung bewerten die Unternehmen laut Deloitte negativ. Das reihe sich in die Ergebnisse der Vorjahre ein. "Wir haben in Österreich ein Hochsteuersystem", so Deloitte-Partner Herbert Kovar. "Mit derart hohen Kosten auf dem Faktor Arbeit werden wir die Personalressourcen aus anderen Ländern nicht anziehen können." Neun von zehn Führungskräften würden eine Senkung der Lohnnebenkosten und weitere Steuersenkungen auf Einnahmen fordern.   

Die allgemeine Stimmung in den Unternehmen habe sich im Vergleich zum vergangenen Herbst gebessert. 70 Prozent der Führungskräfte würden aktuell eine positive Stimmung im Management wahrnehmen, im Herbst 2022 seien es noch 42 Prozent gewesen. Das liege daran, dass vergangenen Herbst die befürchteten Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wie steigende Energie- und Rohstoffkosten auf die Stimmung gedrückt hätten. Inzwischen seien zumindest die Großhandelspreise wieder gesunken "und der befürchtete wirtschaftliche Einbruch ist, vorerst zumindest, ausgeblieben", erklärte der Österreich-Chef von Deloitte, Harald Breit.

Lebensqualität als "Ass im Ärmel"

Im internationalen Vergleich schätzen 36 Prozent befragten Führungskräfte die Versorgungssicherheit von Gas als "sehr gut" oder "gut" ein. Beim Öl sind es sogar 41 Prozent. Rund neun von zehn Befragte würden außerdem den raschen Umbau des Energiesystems mittels erneuerbarer Energie als vorrangig bewerten.

Mit dem Standortfaktor Lebensqualität habe Österreich im internationalen Vergleich bisher "ein echtes Ass im Ärmel" gehabt. Heuer sehe man allerdings "zwei wirklich besorgniserregende Entwicklungen", so Aichinger. In den vergangenen drei Jahren haben der soziale Zusammenhalt und das Gesundheitssystem in der Bewertung jeweils um knapp ein Drittel verloren. Diese Entwicklung sei "mehr als alarmierend". "Wenn wir diesen Standortfaktor nicht langfristig aufs Spiel setzen wollen, dann führt kein Weg daran vorbei, auch hier zu investieren", sagte Aichinger und nannte vor allem Investitionen in Digitalisierung.

Beim Thema Digitalisierung sahen rund neun von zehn Befragten Innovationen als "sehr wichtig" oder "eher wichtig" an. Am höchsten bewerteten sie die Notwendigkeit der Digitalisierung bei der öffentlichen Verwaltung (95 Prozent), gefolgt von Investitionen in Cybersicherheit (94 Prozent), Digitalisierung des Gesundheitssystems (93 Prozent) und Digitalisierung des Schulsystems (90 Prozent).

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