Studie: 50 Prozent kennen eigenes Pensionskonto nicht

Studie: 50 Prozent kennen eigenes Pensionskonto nicht
Valida Pensionskasse will zweite Säule der Pensionsvorsorge stärken. Forderungen an die Politik.

Österreich hat „Entwicklungslandstatus“ - zumindest, was die betriebliche Pensionsvorsorge angeht. Das stellte Martin Sardelic, Chef der Valida Holding, heute Vormittag vor Journalisten fest. Die OECD vergleiche regelmäßig globale betriebliche Altersvorsorge - und weise Österreich einen der Schlussplätze zu, so Sardelic. „Wir versuchen hier Bewusstsein zu schaffen.“ Unter anderem mit einer Umfrage, die das Valida Vorsorge Management erstmals 2018 durchgeführt und Ende 2020 wiederholt hat. 

Laut dieser Umfrage schätzen 68 Prozent der Befragten, dass sie von der staatlichen Pension nicht gut leben werden können. „Das ist ein extrem hoher Anteil“, sagt Christian Baumann, Partner von Spectra Marktforschung, welche die Studie durchgeführt hat. Gut die Hälfte kennt übrigens das eigene Pensionskonto nicht - um zehn Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage im Jahr 2018. Umgekehrt sagen 45 Prozent der Befragten, dass sie sich über das eigene Pensionskonto informiert haben - ein Minus von neun Prozentpunkten.

Eine gesetzliche Verpflichtung für Pensionskassenlösungen befürworten knapp zwei Drittel der Befragten. Interessant: Über ein Drittel der Befragten zahlt zusätzlich zu den Beiträgen, die das Unternehmen in die Pensionskasse einzahlt, auch eigene Beiträge ein. Allerdings wünschen sich 60 Prozent, einen Eigenbeitrag zu leisten. 89 Prozent der Befragten können sich bei entsprechender Förderung die Einzahlung von höheren Eigenbeiträgen vorstellen. 

Für knapp 30 Prozent der Befragten ist die finanzielle Vorsorge durch die Corona-Pandemie noch wichtiger geworden. Aber: Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die bis zu 1.500 Euro netto pro Monat verdienen, geben 39 Prozent an, deutlich weniger Geld für finanzielle Vorsorge zur Verfügung zu haben. 

Zweite Säule stärken

Die zweite Säule, also die betriebliche Pensionsvorsorge (erste Säule ist die staatliche Pension, dritte die private Vorsorge, Anm.), zu stärken, sei daher wesentlich, so Sardelic. Eine langjährige Forderung auch des Fachverbandes ist jene nach dem EET-Prinzip auch für Eigenbeiträge. EET steht für Exempt-Exempt-Taxed. Demnach gibt es in der Einzahl- und der Veranlagungsphase der Gelder keine Versteuerung, sondern erst in der Leistungsphase.

Laut Valida-Chef Sardelic würden dem Staat damit keine Steuereinnahmen entgehen, sondern sich nur verschieben. Sardelic beruft sich dabei auf eine IHS-Studie aus dem Jahr 2017. Das sei ein Modell, das international „absolut üblich ist“, erklärt Sardelic. Österreich habe hier einen Sonderweg gewählt - der aber dazu geführt habe, dass die breite Akzeptanz, die es international für die betriebliche Pensionsvorsorge gibt, in Österreich leidet. „Insofern wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, diesen Punkt zu überdenken.“ 

Weitere Forderungen

Weitere Forderungen an die Politik: Ein Generalpensionskassenvertrag, der Eigenbeiträge auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ermöglicht, wo das arbeitgebende Unternehmen keinen Pensionskassenvertrag hat. Darüber hinaus fordert Valida die Ermöglichung von Eigenbeiträgen auch für Geschäftsführer, die öffentliche Förderung für Eigenbeiträge von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Gehältern unter der ESt-Grenze und die verstärkte Aufnahme von Pensionskassenlösungen als Verpflichtung in den Kollektivverträgen. Und: Eine längere Liegedauer in der Vorsorgekasse, auch durch die Ermöglichung der Auszahlung nur in finanziell schwierigen Situationen wie Arbeitslosigkeit. 

Sardelic will auch Unternehmen ermutigen, betriebliche Pensionsvorsorge anzubieten - vor allem in Zeiten, in denen es schwer ist, gut ausgebildetes Fachpersonal zu finden. Er selbst sieht aktuell wenige Signale aus der Richtung der Politik, dass es rasch zu einer Stärkung der betrieblichen Pensionsvorsorge in Österreich kommen wird. Einzig beim Thema Generalpensionskassenvertrag könnte es bald eine Bewegung geben, so seine Einschätzung. 

Die Studie

Die Umfrage wurde im Oktober und November 2020 durchgeführt, Stichprobe sind 1.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Anwartschaftsberechtigte für die Abfertigung neu). Es handelt sich um eine repräsentative Studie. 

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