Zum Vergleich: Vor einem Jahr bewegte sich der Spotmarktpreis etwa zwischen 80 bis 100 Euro. Der Preis hat sich also in etwa verfünffacht. Ausschlaggebend sei dafür in Mitteleuropa „ganz ganz massiv der Gaspreis“, so Lehr. Dieser ist seit der Aufhebung der Corona-Maßnahmen seit Frühling 2021 und insbesondere seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs stark gestiegen. Zur Erklärung: Der Strompreis richtet sich nach dem teuersten für die Versorgung nötigen Kraftwerk und das ist im Regelfall ein Gaskraftwerk.
In anderen EU-Ländern wird die Lage auch noch durch die Trockenheit verschärft. So ist etwa die Stromproduktion aus Wasserkraft in Italien derzeit sehr niedrig, in Frankreich ist auch die Kernkraft betroffen. Denn erstens fehlt Flusswasser, um die Reaktoren zu kühlen, zweitens müssen mehrere Kraftwerke gewartet werden, sagt Lehr. Insgesamt stehe dadurch nur etwa die Hälfte der Kapazität der französischen AKW zur Verfügung. Auf andere Märkte wirkt sich das insofern aus, als Frankreich Stromexporteur ist.
Auf eine weitere Verschlimmerung der Situation deutet laut Lehr zumindest in Österreich derzeit nichts hin. Die Marktpreise für Stromlieferungen bleiben aber auf absehbare Zeit hoch. Entspannung zeichnet sich erst für das Jahr 2024 ab, sagt Lehr. Und da die Preissteigerung im Großhandel „noch nicht zur Gänze bei den Endkunden angekommen“ seien, müssen sich Konsumenten wohl noch auf weitere Preissteigerungen gefasst machen.
Wie viel davon direkt bei den Haushalten aufschlägt, ist noch nicht gesagt. Erstens, weil die Endkundenpreise maßgeblich von der Einkaufsstruktur der jeweiligen Versorger abhängen. Nur ein Teil des Stroms wird an der Börse gehandelt, der Großteil wird in langfristigen Lieferverträgen verkauft. Zweitens werden in Österreich verschiedene Strategien geprüft, wie die Konsumenten entlastet werden können.
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