Klimawandel
Die EU-Kommission hat erkannt, dass für die Anpassung der Nutzpflanzen an den Klimawandel nicht viel Zeit bleibt. Ohne bessere Resistenz gegen Hitze, lange Dürreperioden und neue Schädlinge werden die Ernteerträge deutlich sinken. Das bedeutet weniger Selbstversorgung und mehr Lebensmittelimporte. Die EU-Kommission hat sich entschieden, rechtzeitig gegenzusteuern.
Mit freundlicher Unterstützung der heimischen Saatgut-Produzenten und der Bauernvertreter. Die Genschere ist in der Anwendung deutlich billiger als herkömmliche Gentechnik und ermöglicht es den Züchtern, rasch neue regional angepasste Sorten auf den Markt zu bringen.
Als der Europäische Gerichtshof vor drei Jahren keine Ausnahmen für die Genschere von den sonstigen Bestimmungen für gentechnisch veränderte Pflanzen gemacht hat, gab es heftige Reaktionen. Diese Entscheidung füge „mittelständischen Züchtern immensen Schaden zu“, lautete die Kritik von Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria. Die heimischen Unternehmen seien „längerfristig quasi chancenlos“.
Bauernbund-Präsident Georg Strasser verlangt eine „Diskussion auf wissenschaftlicher Basis“. Die klassische Gentechnik ist für ihn nicht akzeptabel. Das gilt aber nicht für Züchtungen mit der Genschere, die sich von natürlichen Züchtungen nicht unterscheiden.
Vorurteilsfrei
Der Ruf nach einer „vorurteilsfreien Bewertung auf der Basis von wissenschaftlicher Evidenz“ kam auch von der Akademie der Wissenschaften und mehreren Uni-Rektoren. Schließlich haben die Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier und die Biochemikerin Jennifer Doudna für die Entwicklung der Genschere 2020 den Nobelpreis für Chemie bekommen. Dass diese Methode von den Umweltorganisationen und Grünen nun als „Sprung über den Klippenrand“ bezeichnet wird, sorgt für Unmut unter den Wissenschaftern.
Zumal der Umgang mit der Gentechnik in der EU und in Österreich vor allem von Inkonsequenz geprägt wurde. Zwar ist es in der EU kaum möglich, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen, aber immerhin dürfen 94 gentechnisch veränderte Pflanzen importiert werden. Dazu gehören Mais, Baumwolle und Soja, das für die Tierfütterung verwendet wird.
Im Medizinbereich wird Gentechnik seit vielen Jahren eingesetzt, weil es anders als bei der Pflanzenzucht kein Verbot gibt. Insulin für Zuckerkranke wird seit Langem gentechnisch erzeugt. Dadurch lässt sich der Reinheitsgrad verbessern. Gentechnik wird auch bei der Impfstoffproduktion eingesetzt. Das ist deshalb kein Thema der öffentlichen Debatte, weil es im Medizinbereich keine Deklarationspflicht für gentechnisch erzeugte Produkte gibt.
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