Steirische ams scheitert vorerst bei Osram-Übernahme

File photo of light bulbs from lamp manufacturer Osram pictured in shop in Germering
Der steirische Chiphersteller hätte bis heute Freitag fast zwei Drittel der Aktionäre auf seine Seite ziehen müssen.

Die Spannung war kaum noch zu überbieten. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch endete die Angebotsfrist des steirischen Chip- und Sensorherstellers ams für den deutschen Leuchtenkonzern Osram. Doch erst für Freitagabend haben die Steirer das Ergebnis dieses wochenlangen Bieterkampfes angekündigt. Denn die Latte für den erfolgreichen Unternehmenskauf war hochgelegt: Die Steirer mussten zumindest 62,5 Prozent der Osram-Papiere zum Erwerb angedient bekommen. Am vergangenen Dienstag gab ams als Zwischenstand bekannt, 19,99 Prozent der Osram-Papiere zu halten. Ob ams auch über sogenannte Call-Optionen Anspruch auf weitere Osram-Aktienpakete hat, ist nicht bekannt.

Keine Übernahme, ams will dranbleiben

Am Freitagabend war dann klar: Die Steirer sind mit der Übernahme von Osram gescheitert. Die Mindestannahmeschwelle sei nicht erreicht worden, teilte ams mit. Statt der erhofften 62,5 Prozent nahmen nur 51,6 Prozent die Offerte an, die am Dienstag ausgelaufen war, oder verkauften ihre Aktien direkt an ams.

ams, mit 19,99 Prozent inzwischen größter Osram-Aktionär, gibt den Plan einer Übernahme ist allerdings noch nicht auf. "Mit der Unterstützung der ams-Aktionäre prüft ams strategische Optionen, um die Akquisition von Osram, die ein stärkeres kombiniertes Unternehmen schafft, auf Basis seiner Aktionärsposition weiter zu verfolgen", hieß es in der Mitteilung.

Davor war das ams-Angebot mit 41 Euro je Osram-Wertpapier am Freitagnachmittag fast punktgenau erreicht worden: Lag der Kurs der Osram-Aktie Anfang September noch bei rund 37 Euro, so pendelte er sich bei 40,83 Euro ein.

Kauf auf Pump

Das Übernahmeangebot machte unterm Strich satte 4,5 Milliarden Euro, die die Steirer aufbringen mussten – zum Teil auf Pump. Als Finanziers des Deals soll ams den US-Investmentriesen Bank of America sowie Merrill Lynch, die Schweizer UBS und die britische Großbank HSBC an Land gezogen haben.

Als die ams im Sommer ihr Interesse an der Übernahme des größeren deutschen Leuchtenkonzerns Osram offenbarte, ernteten die Premstättener anfangs eher ein müdes Lächeln. Denn der steirische Konzern setzte 2018 mit 10.166 Mitarbeitern rund 1,42 Milliarden Euro um, Osram mit 27.200 Mitarbeitern 4,1 Milliarden Euro. Dazu kommt, dass ams gegen die beiden mächtigen US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle Group in den Ring stieg. Doch die Gegenspieler spornten die Österreicher regelrecht an.

Boten Bain Capital und Carlyle Group den Osram-Aktionären lediglich 35 Euro pro Aktie, legten die Steirer auf 38,5 Euro pro Papier nach. Doch die Schlacht um das Münchner Osram Licht AG wurde weiter befeuert. Schließlich erhöhten die Steirer ihr Angebot auf 41 Euro.

Zukunft von Osram ungewiss

Osram bleibt nun vorerst selbstständig, doch schreibt das Münchner Unternehmen hohe Verluste. Unklar ist, wie es nun mit Osram weitergeht. Osram-Vorstand und Aufsichtsrat hatten ursprünglich eine Übernahme durch die zwei US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle befürwortet. Wegen des rasanten technologischen Wandels in der Beleuchtungsbranche sind nach Einschätzung der Osram-Führungsetage permanente Investitionen notwendig.

Lange ams-Geschichte

Indes wechselte der heutige ams-Konzern selbst schon im Jahr 2000 durch ein Buy-out die Eigentümer – mit Hilfe der Investmentspezialisten Vienna Capital Partners (VCP) und Schroder Ventures. Zugleich wurde das Unternehmen von der Wiener Börse genommen. Vier Jahre später gelang der Börsegang in der Schweiz, der allen Beteiligten viel Geld einbrachte.

ams befindet sich heute in Streubesitz. Die größten Einzelaktionäre sind der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock (3,35 Prozent), der britische Vermögensverwalter Schroders (3,18 Prozent) die Temasek Holding (5,40 Prozent) aus Singapur und eine US-Versicherung (7,51 Prozent). Etwa die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet ams in Asien, wo die Handy-Produktion zu Hause ist. Die ams-Chips und optischen Sensoren für die Gesichtserkennung werden etwa in Apples iPhone verbaut.

Zurück nach Europa

Die Steirer versuchen ihr Geschäft auf breitere Beine zu stellen. Einerseits mit mehr Android-Smartphones, andererseits mit Sensoren für Autos und Industrieanwendungen. Im Smartphone-Bereich schloss ams im November 2018 eine Allianz mit dem US-Chipkonzern Qualcomm, um neue 3D-Anwendungen, etwa fürs sichere Online-Banking am Handy, zu entwickeln.

Der Osram-Kauf soll wiederum neue Märkte im Automotive-Bereich und der Medizintechnik erschließen. Teile der Produktion in Asien sollen nach Deutschland und Österreich zurückwandern.

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