Steigende Energiepreise belasten Einzelhandel extrem

Steigende Energiepreise belasten Einzelhandel extrem
Früher waren die Kosten für Energie der dritt- oder viertgrößte Kostenfaktor, heute sind sie auf Platz zwei.

Die Covid-Beschränkungen der vergangenen zwei Jahre sorgten europaweit im Einzelhandel für schwierige Zeiten, merkt Juan Manuel Morales anlässlich des Handelstages der WKÖ an. Er ist CEO der Einzelhandelsgruppe IFA und Präsident von EuroCommerce, dem europäischen Handelsverband.

Weitere Probleme

Allerdings sind zuletzt weitere Probleme hinzugekommen: Die stark steigenden Energiepreise belasten den Handel derzeit extrem. "Früher waren die Kosten für Energie der dritt- oder viertgrößte Kostenfaktor. Mittlerweile ist es der größte oder zweitgrößte Posten", zeigt Morales die Probleme des Handels in Europa auf. Bei einer Umsatzrendite von drei bis vier Prozent bleibt nach den jüngsten Preisanstiegen bei Strom und Gas nichts mehr übrig", sagt Morales.

"Ursprünglich hat es geheißen, der Handel wird nicht so betroffen sein. Und man hat den Handel außer Acht gelassen", ergänzt Jürgen Roth, WKÖ-Fachverbandsobmann für den Energiehandel und Vize-Präsident von EuroCommerce. "Und jetzt liegen die Kosten über der Rentabilität", so Roth. Es bedürfe daher einer gemeinsamen europäischen Strategie, denn: "Wir haben 27 nationale Hilfen innerhalb Europas." 

"Merit-Order aussetzen"

Roth schlägt zum Beispiel vor, die Merit-Order für einige Zeit auszusetzen. Dabei richtet sich der Strompreis nach dem teuersten Kraftwerk, das zur Abdeckung des Bedarfes gebraucht wird. Und Gaskraftwerke sind wegen der Russland-Sanktionen derzeit die teuersten Stromproduzenten. "In sechs bis zwölf Monaten hat nicht nur der Handel ein Problem, sondern auch die Hersteller sowie die anderen Branchen."

Als größter Arbeitgeber in der EU – einer von sieben Beschäftigten arbeitet in der Branche – könnte eine Pleitewelle des Handels dramatische Auswirkungen haben. Außerdem würde der Wirtschaftsstandort Europa gegenüber anderen Weltregionen einen gewaltigen Kostennachteil erfahren, wenn die Energiepreise nicht schnell gesenkt werden können. Deshalb fordert EuroCommerce so eindrücklich unmittelbare Maßnahmen.

Mittelfristig soll der Anteil der erneuerbaren Energie bei Strom in Österreich von derzeit knapp mehr als 70 Prozent auf 100 Prozent gesteigert werden. Allerdings werde in den kommenden Jahrzehnten auch der Strombedarf steigen - nicht zuletzt wegen der Elektro-Mobilität. So sei mit einem Strombedarf von 100 TWh zu rechnen, ergänzte Roth, der auch Aufsichtsratsmitglied beim Energieversorger Verbund ist.

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