In anderen Ländern ist die Quote nicht gravierend geringer. Wir haben uns die Marktanteile nicht im Raubrittertum verdient. Der Kunde entscheidet mit seinen Kaufakten, wer wie groß wird. Das sehen Sie in allen Branchen – von Amazon bis Netflix. „The winner takes it all“, ob es einem gefällt oder nicht. Apropos Marktmacht. In Produktkategorien wie Tierfutter, Soft- oder Energydrinks ist sie deutlich höher als im Lebensmitteleinzelhandel. Ich nehme das zur Kenntnis, ohne darüber zu lamentieren. Das heißt nicht, dass wir unverschämte Preisforderungen durchwinken.
„Unverschämt“ ist hier wohl eine Definitionssache, oder?
Wir sehen, dass ein und derselbe Industriekonzern in Österreich drei, vier Prozent mehr fordert als zum Beispiel in Frankreich. Obwohl die Produkte in beiden Ländern gleich sind, will man in Österreich ein paar Prozentpunkte mehr. Argumentiert wird von der Industrie dann gern, dass der Markt das schon verträgt. Sprich, die KonsumentInnen schon zahlen werden.
Hatten Sie deswegen Babynahrung von Danone ausgelistet?
Wir haben sie nicht ausgelistet, Danone hat uns zwischenzeitlich nicht damit beliefert, weil wir die geforderten Preiserhöhungen nicht durchgewunken haben. Aus besagten Gründen.
Ein Einzelfall?
Nein, bei mehr als 20.000 Artikeln im Sortiment sind Nichtbelieferungen kein Einzelfall mehr. Bemerkenswert ist, dass es Konzerne gibt, die offen sagen, dass sie lieber auf ein paar Millionen Österreich-Umsatz verzichten, als uns zu erklären, warum in Deutschland die Preissteigerung deutlich geringer als in Österreich ausfallen soll.
Von wem reden Sie jetzt?
Von einem Süßwarenhersteller, der damit wirbt, dass er Kinder froh macht. Und Erwachsene ebenso.
Haribo wäre mir bei Billa noch nicht abgegangen ...
Noch laufen die Gespräche.
Haribo wurde auch wegen Mogelpackungen an den Pranger gestellt. Also gleicher Preis, weniger Inhalt. Ist das gerade groß in Mode?
Das wird insbesondere jetzt wieder mehr. Im Chipsregal kommt das häufiger vor. Es gibt einen Produzenten von Stapelchips, der sich auf diesem Gebiet historisch schon immer hervorgetan hat. Das halte ich für unehrlich. Dem stehen wir kritisch gegenüber. Ich glaube, Konsumenten verstehen, dass Dinge teurer werden.
Produzenten sagen, Shrinkflation ist der einzige Weg, wenn Preiserhöhungen nicht durchgehen ...
Preisfindung ist ein komplexes Thema, viele Produzenten waren sorglos bei der Rohstoff- und Energiebeschaffung. Dafür können jetzt nicht die Kunden bezahlen. Wer energieintensiv produziert, muss den Energiepreis absichern und sollte nicht spekulieren. Das haben viele getan und stehen jetzt vor explodierenden Preisen. Diese kann man nicht im Panikmodus an Konsumenten weiterreichen.
Händler pochen angeblich auf Spannenneutralität: Egal, was ein Produkt kostet, sie wollen nicht weniger dran verdienen. Stimmts?
Wir sind als Kaufleute angehalten, Ertrag abzuliefern. Ein Blick in unsere Geschäftsberichte zeigt aber, dass wir von den Gewinnmargen der Industrie nur träumen können.
Laut Lebensmittelzeitung erhöhte Rewe die Preise der eigenen Marken deutlich großzügiger als jene der Markenartikler? Können Sie das argumentieren?
Bei preisgünstigen Eigenmarken liegt es in der Natur der Sache, dass höherer Transport- oder Verpackungskosten sich stärker im Preis niederschlagen. Deswegen müssen die Preise erhöht werden.
Sie haben auch hochpreisige Eigenmarken, wie Ja!Natürlich. Wie schaut es da aus?
Da würde ein Vergleich zeigen, dass die Preise nicht stärker gestiegen sind.
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