Start-up will in Deutschland riesige Mengen Lithium fördern
Das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy will in Deutschland Lithium in großen Mengen gewinnen. Ab dem Jahr 2025 könnte das aus deutschen Geothermieanlagen gewonnene Lithium für eine Million Elektrofahrzeuge pro Jahr reichen, teilte Vulcan-Energy-Chef Horst Kreuter gegenüber Euracitv mit.
Europas größte Lithiumquelle
Das deutsch-australische Start-up Vulcan Energy will fünf geothermische Kraftwerke im Oberrheintal bauen. Im so genannten Oberrheingraben, einer 300 Kilometer langen und bis zu 40 Kilometer breiten Tiefebene zwischen Frankfurt und Basel, liegen Europas größte Lithiumreserven mit einem Gesamtvolumen von fast 16 Millionen Tonnen. Bis 2025 will Vulcan Energy dort jährlich 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid emissionsfrei aus dem Oberrheintal gewinnen.
Am Freitag gab das Unternehmen den Erwerb einer Geothermie-Anlage in der Pfalz bekannt, um eine neue Testanlage in Betrieb zu nehmen. In einem zweiten Schritt will Vulcan dort eine Pilot-Anlage bauen, mit der die Firma das wertvolle Metall aus heißer, mineralhaltiger Flüssigkeit aus dem Untergrund filtern will.
Selbstversorgung
Schon mit dem Start der Anlagen ab 2025 möchte Vulcan Energy 100 Prozent der Batterieindustrie in Deutschland versorgen oder 25 Prozent des erwarteten Bedarfs in ganz Europa decken. Derzeit ist die Industrie in Europa noch stark von Importen aus China, Australien und der Republik Kongo angewiesen. Dabei unterliegen die Preise einem rasanten Wachstum. In China sind die Preise für Lithiumcarbonat seit Jahresbeginn um 276 Prozent gestiegen.
Der hohe Preis macht das Fördern von Lithium wieder interessant, auch wenn zwischen einer Projektankündigung und Realisierung oft viele Jahre vergehen. So ist etwa das australische Unternehmen European Lithium vom Lithium-Abbau auf der Kärntner Koralpe noch immer Jahre entfernt, wie der KURIER vor kurzem berichtete. Auch ein geplanter größerer Lithium-Abbau in Serbien ist ins Stocken geraten, nachdem sich Widerstand in der Bevölkerung regt.
Geothermie als Grundlage
Für die Geothermie wäre die Gewinnung von Lithium ein echter Wendepunkt, heißt es in dem Bericht von Euracity. Denn das verändere die Wirtschaftlichkeitsrechnung fundamental. So würden erneuerbare Energien, Heizung und Kühlung, die bislang das Hauptprodukt der Geothermie waren, zu einem reinen Nebenprodukt.
So funktioniert's
Bis zur Realisierung gibt es aber noch viele offene Fragen, wie in einem früheren Bericht im Handelsblatt zu lesen ist. Funktionieren soll das Ganze so: Mit einer Förderpumpe wird das heiße Thermalwasser aus bis zu vier Kilometer Tiefe nach oben gepumpt. Dort wird die Wärme extrahiert und kann zum Heizen oder zur Stromgewinnung genutzt werden. Das Wasser wird anschließend wieder unter die Erde geleitet.
Das Lithium wird aus der Flüssigkeit herausgefiltert, bevor diese zurück in den Boden geleitet wird. Die für den Filterprozess nötige Energie lässt sich aus der Geothermie erzeugen – so entstehen, anders als beim Lithiumerz-Abbau, keine Treibhausgase.
Die Geothermie-Anlage muss also in der Lage sein, eine große Menge mineralhaltiges Wasser an die Oberfläche zu pumpen. Das Werk in Insheim, das als Pilot-Anlage dienen soll, schaffe aber nur rund 70 Liter pro Sekunde. Für die kommerziellen Geothermiewerke, die Vulcan in der Region aufbauen will, peilt Vulcan eine Fördermenge von 100 Liter pro Sekunde an, was als höchst ambitioniert gilt.
Investorensuche
Laut Handelsblatt braucht Vulcan Energie zur Realisierung der Pläne noch viel Investorengeld. Allein für die erste Stufe der kommerziellen Produktion müsse das Start-up 700 Millionen Euro einsammeln. Dann könnten 15.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr in Deutschland gefördert werden. Für die nächste Stufe mit 25.000 Tonnen pro Jahr kämen noch einmal 400 Millionen Euro obendrauf.
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