Standort Österreich hat „schleichenden Patschen“

ÖIAG-Vorstand Rudolf Kemler
ÖIAG-Chef Kemler hofft auf mehr private Investoren.

Einen „schleichenden Patschen“ konstatiert Rudolf Kemler für den Wirtschaftsstandort Österreich. Er ist Chef der staatlichen Beteiligungsgesellschaft ÖIAG. Im Wiener „Salon Z“ (von Markus Schindler und Gabi Spiegelfeld) meinte er Montagabend: „Wir werden sukzessive immer ein kleines Stückchen schwächer.“ Beispiel World Competitiveness Report: Da hatte Österreich 2007 Platz 11 und Deutschland Platz 16. Nun sind wir nur noch Platz 21, während Deutschland auf Platz neun aufgerückt ist.

Es gebe daher „Handlungsbedarf“. Kemler wünscht sich, dass die Politik eine aktivere Rolle der ÖIAG erlaubt. Sie könnte etwa wie in Finnland Minderheitsbeteiligungen an jungen, dynamischen Unternehmen halten und diese dann wieder abgeben, wenn es gut läuft. Das würde es auch privaten Investoren erleichtern, in Firmen zu investieren, weil ein Staatsanteil Stabilität vermittle. Letztlich ergebe das einen tollen Impuls für den Wirtschaftsstandort. Dafür brauche es einen Venture Capital Fonds – und vor allem einen expliziten Auftrag der Politik an die ÖIAG. Weitere große Privatisierungsschritte sieht Kemler derzeit nicht. Nur bei der Post „könnte man noch eine Scheibe abschneiden“.

Es brauche aber auch noch andere Anstöße. So habe sich z. B. Indien vor vielen Jahren entschlossen, Universitäten für IT aus dem Boden zu stampfen. Mittlerweile werde in diesem Land 80 Prozent der Weltsoftware entwickelt. „Wir müssen vom Dahinrollen in den Vorwärtsgang kommen“, empfiehlt daher Kemler.

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