Städtetourismus: Wie Hoteliers ihre Bilanzen retten sollen
Ob die Finanzkrise 2008/09 oder die Anschläge von 9/11: Die Vergangenheit zeigt, dass die Stadthotellerie immer vier bis sechs Jahre braucht, um sich von solchen Krisen zu erholen. „Sowohl bei der Auslastung als auch beim Preisniveau“, sagt Matthias Winkler, Geschäftsführer der Sacher Gruppe. Er liegt mit seinen Luxushotels derzeit 75 Prozent unter jenem Umsatzniveau, dass er Anfang des Jahres angepeilt hatte.
„Nach der Reisewarnung der Schweiz für Wien sind binnen 48 Stunden de facto alle Buchungen aus dem System gefallen“, sagt Winkler. Nicht nur jene von Schweizern, sondern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Und dann kam auch noch die Reisewarnung aus Berlin. Urlauber aus dem eigenen Land können die Bilanz nicht retten, denn bisher kamen fast 80 Prozent der Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland.
In der Stadthotellerie – jahrelang Wachstumsgarant – sind die fetten Jahre vorbei. Im August meldete Wien ein Nächtigungsminus von mehr als 70 Prozent. Mit einer Erholung rechnen Experten frühestens 2024. Bleibt die Frage, wie sich Hoteliers bis dahin über Wasser halten. Ein Thema, das auch Banken beschäftigt, bei denen viele Häuser schwer verschuldet sind. Hinter den Kulissen wird an einem Eigenkapitalfonds gebastelt, der 500 Millionen Euro schwer sein soll und hinter dem die Tourismusbank (ÖHT) und die Hausbanken zu gleichen Teilen stehen. Für diesen Fonds gäbe es „überall freundliche Nasenlöcher“, sagt Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer. Kein Wunder, schließlich haben Banken großes Interesse, die Hotels am Laufen zu halten. Und der Fonds ist ein Instrument, um deren Bilanzen abzusichern.
Spiel auf Zeit
Die Touristiker wollen zudem die Verlängerung von Hilfsmaßnahmen für sich herausverhandeln – vom Fixkostenzuschuss bis zur Kurzarbeit. Kommende Woche gibt es dazu einen Runden Tisch mit Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, Finanzminister Gernot Blümel und Harald Mahrer. Gefordert werden auch Vereinfachungen bei der Kurzarbeit. Derzeit seien Änderungen der Arbeitszeit mit zu viel Bürokratie verbunden, moniert Hotelierssprecherin Susanne Kraus-Winkler.
simone hoepke
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