Sparquote steigt: "Menschen machen sich Sorgen"

Sparquote steigt: "Menschen machen sich Sorgen"
Angesichts der schlechten Wirtschaftslage im Land legen die Österreicher wieder mehr zur Seite. Zudem investieren sie vermehrt in Wertpapiere.

Vor vier Jahren, im ersten Jahr der Coronapandemie, zeigten sich die Österreicher so sparsam wie noch nie zuvor: Sie sparten laut Statistik Austria 13,6 Prozent der verfügbaren Einkommen - vor allem, weil sie wegen der Lockdowns das Geld schlicht und einfach nicht ausgeben konnten. "In den letzten zwei Jahren wurde nach der Pandemie viel konsumiert", stellt Gerda Holzinger-Burgstaller, Chefin der Erste Bank, fest. Und nun steigt die Sparquote wieder stark an - von 8,7 auf auf 11,4 Prozent heuer.

"Das ist Ausdruck dessen, dass sich die Menschen Sorgen machen. Da ist ein bisschen Angst sparen mit dabei", so Holzinger-Burgstaller. Seit 2022 stagniert laut einer jährlichen repräsentativen IMAS-Umfrage unter rund 1.350 Österreichern der durchschnittliche Sparbetrag zwar bei etwas mehr als 300 Euro. Allerdings ist dies ein real schrumpfender Betrag, sprich nach Abzug der hohen Inflation.

Der Stellenwert des Sparens ist für 81 Prozent der Befragten der Umfrage zufolge sehr oder ziemlich wichtig, das sei der höchste jemals gemessene Wert. Nur 9 Prozent würden Sparen für altmodisch halten, dies seien vor allem Jüngere bis 29 Jahre. 

Für 6 von 10 Österreichern bedeute Sparen mehr als „Geld aufs Sparkonto legen“, sagt Maximilian Clary und Aldringen, Privatkundenvorstand der Erste Bank. Zwar seien Sparklassiker wie das Sparkonto (78 Prozent) nach wie vor hoch im Kurs. Andere Anlageformen holen laut Umfrage aber auf. Auf eine Lebensversicherung setzen 44 Prozent (nach 36 Prozent im Vorjahr), Wertpapiere sind von 32 auf 36 Prozent gestiegen, Edelmetalle wie Gold von 19 auf 23 Prozent und Kryptos von 6 auf 10 Prozent.

Fondssparen ab 30 Euro

"Reiche werden reicher, weil sie ihr Geld arbeiten lassen", sagt Clary und Aldringen. "Das funktioniert aber auch mit kleinen Beträgen." Daher senkt die Erste Bank beim Fondssparen den monatlichen Mindestbetrag von 50 auf 30 Euro. Damit soll vor allem Jüngere angesprochen werden, die Wertpapier-affiner seien. Bei den 16 bis 29-jährigen würden 44 Prozent in Aktien & Co. investieren, bei 60 bis 69-jährigen seien es nur 28 Prozent. Die Erste rollt zudem neue Depotmodelle aus. Für Menschen bis 27 Jahre ist demnach die Depotführung gratis, sofern das Volumen nicht 25.000 Euro übersteigt.

Dass die Einstellungen und Voraussetzungen der Österreicher bei alternativen Anlageformen wie Wertpapieren stark differenzieren, zeigen weitere Ergebnisse der Umfrage: Während 65 Prozent sie als verständlich ansehen, befinden sie 35 Prozent für komplex. Unterschiede zeigen sich auch beim Wissensstand, 20 Prozent der Österreicher würden sich selbst sehr gutes oder gutes Wissen zuschreiben, 80 Prozent hingegen durchschnittliches bis nicht genügendes Wissen. 82 Prozent haben nach eigenen Angaben Beratungsbedarf bei der Veranlagung. 

An die nächste Bundesregierung richten die Erste-Vorstände den Wunsch, das Thema "Veranlagung in Wertpapiere ernst zu nehmen und ideologiefrei weiterzuentwickeln". Ein funktionierender Kapitalmarkt sei eine Voraussetzung für Wirtschaftswachstum. "Das Thema Wertpapiere muss vom Thema Spekulation getrennt werden." So wäre die Abschaffung der Kapitalertragssteuer bei einer gewissen Behaltedauer ein taugliches Mittel zur Unterstützung bei der finanziellen Vorsorge. 

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