Sparpaket: AUA wird heute Jobabbau bestätigen
Die AUA ringe nicht mehr ums Überleben wie vor einigen Jahren, sondern um die richtige Zukunft, sagte Airline-Chef Alexis von Hoensbroech vor ziemlich genau einem Jahr. Heute könnte diese Prognose des damals noch neuen AUA-Chefs zu optimistisch sein.
Der Lufthansa-Tochter steht ein radikales Sparprogramm bevor, um sich im Kampf gegen die Billig-Airlines behaupten zu können. Die Details dazu wird Hoensbroech Donnerstag Mittag auf dem Flughafen Wien bekannt geben.
Bis dahin will Hoensbroech keinen Kommentar dazu abgeben, aber so viel steht jetzt schon fest. Das im Frühjahr gestartete Sparpaket, das eine Kostenreduktion von 30 Millionen Euro bringen sollte, reicht bei weitem nicht aus. Mindestens 100 Millionen Euro müssen eingespart werden, wenn nicht noch mehr.
Hoensbroech hat gemeinsam mit Finanzvorstand Wolfgang Jani unter dem Arbeitstitel PE20 ein Sparprogramm aufgesetzt, das an die Zeiten erinnert, als die damals noch teilstaatliche AUA am Rande der Pleite stand. Für die in den vergangenen Jahren ohnehin schon durch etliche Sparpakete gebeutelte Belegschaft bedeutet das den Abbau von mindestens mehreren hundert Jobs. Derzeit ist von 500 Arbeitsplätzen, die gestrichen werden, die Rede. Denn die Hälfte der Kosteneinsparungen soll bei den Mitarbeitern erzielt werden. Abgebaut wird quer durch alle Bereiche, von der Verwaltung über die Bodendienste bis zu den Flugbegleitern und Piloten.
Schlechte Stimmung
Dementsprechend schlecht ist derzeit die Stimmung unter den rund 7000 Mitarbeitern. „Ist es der Lufthansa denn nie genug“, wird in der Belegschaft argumentiert. Man habe schlechtere und flexiblere Arbeitsbedingungen akzeptiert und in der Vergangenheit freiwillig auf fünf Prozent der Gehälter verzichtet.
Die AUA hat innerhalb des Lufthansa-Konzerns zwar die niedrigste Kostenstruktur im Personalbereich, hat aber auch den kleinsten Markt. Und laut eigenen Angaben europaweit den härtesten Wettbewerb von den Low-Cost-Carrieren.
Offen ist noch, ob die AUA auch Strecken streicht. Das Problem sind die Kurz- und Mitteldestinationen, die Langstrecke macht angeblich keine Verluste.
Billig-Tickets
Der Anteil an Billig-Airlines auf dem Flughafen Wien war in den vergangenen Jahren sehr gering. Mit der Pleite von Airberlin und NIKI entstanden große Überkapazitäten. Easyjet, Ryanair mit Lauda, Wizz, Level und Norwegian rittern mit Marketing-Tarifen um die Passagiere. József Váradi, Chef der ungarischen Wizz Air, sprach bereits von einem „Blutbad“ bei den Ticketpreisen in Wien.
Die Low-Coster halten in Wien derzeit bei einem Marktanteil von 25 Prozent, Tendenz weiter steigend. Die AUA, die einst 80 Prozent des Geschäfts in Österreich für sich verbuchen konnte. ist auf 45 Prozent abgesunken.
Tarif-Kalkulation
Tickets um 19,90 sind natürlich auch für Billig-Carrier nicht kostendeckend, aber deren Personalkosten sind niedriger als jene der AUA.
Der ehemalige AUA-Vorstand und jetzige Chef des heimischen Luftfahrtverbandes, Peter Malanik, rechnete im KURIER-Interview eine Ticketpreis-Kalkulation vor: Die Kosten der günstigsten Anbieter wie beispielsweise die ungarische Wizz Air liegen bei rund vier Cent pro Sitz-Kilometer. Bei einem 1000-Kilometer-Flug in einer Maschine mit angenommen 100 Sitzplätzen müssen also mindestens 40 Euro pro Sitz und Richtung erlöst werden, um kostendeckend zu sein.
Können aber einige Sitzplätze, etwa in der Business und/oder in teureren Economy-Klassen zu einem höheren Preis verkauft werden, beispielsweise zwischen 500 und 700 Euro, wären die gesamten Kosten für den Flug bezahlt. Dann könnte die Airline die restlichen Sitze theoretisch sogar verschenken, erklärte Malanik.
Verlust
Die AUA hat zusätzlich das Problem, dass die Flotte teilweise dringend erneuert werden muss und die Airline dringend Geld für Investitionen braucht. Die 18 Dash-Turboprops müssen ersetzt werden, die Langstrecken-Boeings sind alt.
Die Lufthansa nannte immer 100 Millionen Euro Gewinn bei der AUA als Voraussetzung für neue Flugzeuge. Heuer wurde die Latte auf 150 Millionen erhöht.
Davon ist die Österreich-Tochter derzeit weit entfernt. Im ersten Halbjahr 2019 fiel ein operativer Verlust von 53 Millionen Euro an. Es ist nicht mehr anzunehmen, dass die AUA heuer ein positives Ergebnis schaffen wird. Im Juli hatte man noch mit einem kleinen Gewinn kalkuliert.
Die Zahl der Passagiere war im ersten Halbjahr um sechs Prozent gestiegen, aber der Umsatz ging um drei Prozent zurück. Das bedeutet, es wurden zwar mehr Tickets verkauft, aber zu niedrigeren Preisen.
Im Vorjahr erzielte die AUA noch ein operatives Ergebnis von 90 Millionen Euro. Auch da zeigte sich schon deutlich, dass sich die Erträge pro Passagier verschlechterten. Die Schere zwischen Umsatz (minus 7,6 Prozent) und Passagieren (plus 8,5 Prozent) klaffte bereits deutlich auseinander.
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