Definitiv wichtig, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt. Eine Berechnung der Agenda Austria (siehe Grafik) zeigt sehr deutlich: Seit 2011 ist die Rendite am Sparbuch bis auf zwei Ausnahme-Jahre immer negativ gewesen. Und diese Entwicklung verschärft sich heuer und kommendes Jahr noch mehr. „Die Österreicher sparen relativ viel“, sagt Hanno Lorenz, Ökonom des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria. „Aber: Sie sparen nicht besonders ertragreich. Viel Geld liegt am Bankkonto oder am Sparbuch.“ Konkret sind es 200 Milliarden Euro, die die Österreicherinnen und Österreicher per Sommer 2021 in täglich fälligen Einlagen horten – ein Plus von 16 Prozent gegenüber Ende 2019.
2015 und 2016 waren die einzigen Jahre seit 2011, in denen die Rendite am Sparbuch leicht positiv war. Der Grund: Die relativ geringe Inflation in diesen Jahren, sagt Lorenz.
Soziale Ungleichheiten
Auch, dass im Pandemiejahr 2020 mehr Geld in Veranlagung geflossen ist, ist für ihn nur ein schwacher Trost. Der Verdacht läge nahe, dass das Geld von denen kommt, die ohnehin bereits mit dem Kapitalmarkt vertraut sind, so Lorenz. Ein Umstand, der natürlich soziale Ungleichheiten fördern kann. Denn die, die das Wissen haben, werden reicher, und die, die unsicher sind und denen die Finanzbildung fehlt, verlieren real Geld, wenn sie es am Sparbuch oder am Konto liegen lassen.
„Es wäre wichtig, dass auch Menschen mit geringerem Einkommen mit kleinen Summen zumindest am Markt teilhaben“, sagt Lorenz. Womit man wieder beim Thema Finanzbildung ist. „Oft sind die Menschen, die mehr Geld haben, auch die, die sich besser informiert haben.“
Generell schauen Sparer aktuell durch die Finger, und zwar nicht nur Herr und Frau Österreicher. Negativzinsen sind bei Privaten zwar kraft eines OGH-Urteils nicht möglich. Geschäftskunden zahlen aber solche Zinsen sehr wohl, bei manchen Banken bereits ab einer Anlage von 15.000 Euro.
Neben den Negativzinsen ist im Bankenbereich das Thema Bankomatgebühren die zweite heilige Kuh. Dass solche in absehbarer Zeit kommen werden, schließt Franz Rudorfer, Bankensprecher in der Wirtschaftskammer Österreich, im Gespräch mit dem KURIER aber aus. „Mit Ausnahme von Bankomaten, die nicht von einer Bank betrieben werden, sehe ich da keinen Trend.“ Er betont die gute Zugänglichkeit zu Bargeld (Stichwort Behebung in Supermärkten) und das im internationalen Vergleich „gute Preis-Leistungs-Verhältnis“ bei Finanzdienstleistungen in Österreich.
Rudorfer sieht eine Entspannung der Zinssituation kommen, wenn er auch den Zeithorizont nicht abstecken kann. Dass die Zinsen sich jedoch wieder in luftige Höhen bewegen, das ist nicht zu erwarten. Die Österreicherinnen und Österreicher müssen sich also ernsthaft mit dem Thema Veranlagung auseinandersetzen. „Das Sparen zum Vermögen vermehren sehe ich über einige Jahre nicht. Alternativen sind unausweichlich.“
Dass es den Weltspartag in zehn Jahren nicht mehr geben wird, glaubt Rudorfer nicht. Der persönliche Kontakt zur Bank – zumindest ein Mal pro Jahr – werde wichtig bleiben.
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