In Österreich war eine der ersten Banken, die offiziell erklärte, Negativzinsen – manche Banken nennen es charmant auch „Verwahrentgelt“ – zu verlangen, die Oberbank. Sie begann per Juli des Vorjahres, ab 100.000 Euro -0,5 Prozent Zinsen zu verrechnen. Jetzt wird auch nachgelegt, wie die Bank dem KURIER bestätigte: Sowohl Bestands- als auch Neukunden müssen seit 1. Juli ab einer Schwelle von 30.000 Euro den negativen Zinssatz zahlen. Auch die Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien hat den Wert, ab dem sie – zumindest von Neukunden – Negativzinsen verrechnet, gesenkt – auf 15.000 Euro. Für Bestandskunden gebe es individuelle Lösungen.
Bedeckter geben sich da die Volksbanken. Die Berater seien nur bei Neukunden dazu angehalten, Negativzinsen zu verrechnen. Generell gebe es individuelle Beurteilung – eine Systematik, etwa, was die Höhe der Freibetragsgrenze angeht, gebe es nicht.
Straffere Vorgaben
Die Bawag schnüre mit ihren Corporate Business-Kunden bereits seit 2019 individuelle Pakete, heißt es von einer Sprecherin. Ob Negativzinsen eingehoben werden, hängt von einer Gesamtbetrachtung der Kunden ab. Neu ist: Ab 1. Juli wird die Verzinsung des Guthabens auf KMU-Geschäftsgirokonten auf minus 0,5 Prozent geändert. Verrechnet wird im Nachhinein pro Quartal über das KMU-Geschäftskonto. Die Bawag gibt an, dass der Zinsaufwand für Einlagen bei Zentralbanken im Jahr 2020 bei 18,1 Millionen Euro lag.
Auch die Raiffeisen-Landesbank Oberösterreich verrechnet Negativzinsen, verweist jedoch auf „individuelle Vereinbarungen“, die dazu seit rund zwei Jahren getroffen werden. Um individuelle Lösungen mit den Firmenkunden bemüht sich auch die Bank Austria. Unter 100.000 Euro aber werde nichts verrechnet (bisher: drei Millionen Euro). Bei der Erste Bank werden seit 1. Mai 2021 über einer Freibetragsgrenze von 100.000 Euro ebenfalls -0,5 Prozent „Verwahrgebühr“ für Neukunden weiterverrechnet. Bei Bestandskunden werde sukzessive angepasst. Auch die RBI verrechnet an ihre Kunden (in Österreich ausschließlich Großkunden) Negativzinsen, schweigt aber über die Ausgestaltung.
Grund dafür, dass Banken immer öfter Negativzinsen verrechnen ist, dass sie ihrerseits an die EZB für Spareinlagen einen Zinssatz von -0,5 Prozent zahlen müssen – und das seit September 2019. In anderen Staaten – etwa Deutschland – sind Negativzinsen (lange) gelebte Realität, auch bei Privatkunden. Die ING etwa hat in Deutschland erst kürzlich angekündigt, für Private die Freibetragsschwelle auf 50.000 Euro zu senken.
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