Sozialpartner in Deutschland fordern mehr Zuwanderung

Ministerin will Fachkräftemangel entgegenwirken
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger: "Ich glaube, wir halten uns für viel attraktiver, als wir es eigentlich sind."

In Deutschland fordern Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen für 2023 umfassende Weichenstellungen für einen viel einfacheren Zuzug von Arbeits- und Fachkräften. "Wir sollten alle diejenigen, die zu uns kommen wollen und die wir brauchen, mit offenen Armen und Respekt empfangen", sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger der dpa. Yasmin Fahimi vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) meinte: "Wir müssen wegkommen von der Prüfungskultur hin zu einer Ermöglichungs- und Willkommenskultur."

Zugangshürden vereinfacht

Im Herbst hatte die deutsche Bundesregierung Eckpunkte für ein neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Verstärkt sollen auch Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger ohne anerkannten Abschluss ins Land kommen dürfen. Auswahlkriterien sollen etwa Berufserfahrung oder Deutschlandbezug sein.

"Mit den Eckpunkten der Bundesregierung können wir zunächst einmal sehr gut leben", sagte Fahimi. "Ich hoffe, in der Ressortabstimmung wird das jetzt vernünftig umgesetzt." Begrüßenswert sei etwa, dass sich Deutschland auch um junge Potenziale bemühen wolle, die noch nicht mit der Ausbildung fertig seien. "Alle diese Menschen dürfen nicht vor bürokratische Hürden gestellt werden."

Spitzenvertreter der Wirtschaft machten auf die "aus der Zeit gefallenen Verfahren" sowie die "innere Einstellung in einigen Behörden" aufmerksam, wie DIHK-Präsident Peter Adrian sagte. "Auf dem Weg der Einwanderung von Fachkräften gibt es noch viele Hürden", sagte Adrian.

Leichtere Staatsbürgerschaft

Fahimi und Dulger forderten auch Erleichterungen bei der Staatsbürgerschaft. "Ich bin sehr dafür, dass Fachkräfte, die bei uns arbeiten, die Staatsangehörigkeit innerhalb kürzerer Zeit bekommen können", sagte der Arbeitgeberpräsident. "Hier handelt es sich ja genau um die Zuwanderung, die wir wollen und die wir brauchen."

Fahimi sagte: "Es ist widersinnig, wenn wir sagen, wir wollen aus aller Welt gerne die Arbeitskräfte, aber wir sagen euch gleich, ihr habt keinen Anspruch auf das deutsche Staatsbürgerrecht." Wenn sich jemand komplett selbstverantwortlich auf den Weg mache, brauche er eine realistische Option, dass er sich dauerhaft ansiedeln könne.

Dulger mahnte: "Ich glaube, wir halten uns für viel attraktiver, als wir es eigentlich sind." Deutschland sei nicht mehr für alle attraktiv, beispielsweise weil es nicht genug Kitaplätze gebe. Zudem sei attraktiver Wohnraum nötig für die Menschen, die kämen. "Wir wollen, dass die Menschen auch dauerhaft bei uns bleiben und arbeiten."

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