Personalmangel im Tourismus: "Österreichische Gastlichkeit kommt unter die Räder"

Personalmangel im Tourismus: "Österreichische Gastlichkeit kommt unter die Räder"
Die Buchungslage im Tourismus ist vor den Weihnachtsferien gut. Aber die Personalnot zwingt zu reduziertem Angebot.

Es ist vor allem eine Großbaustelle in der Nachbarschaft des Hotels. Aber auch fehlende Mitarbeiter und die explodierenden Energiekosten haben, wie berichtet, die Chefin des Weissen Rössl am Wolfgangsee dazu bewogen, in diesem Winter länger als üblich zuzusperren.

Nun liegt das Traditionshaus in einer klassischen Sommerurlaubsregion. Dass Betriebe in Skiorten diesem Beispiel folgen, glaubt Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV) nicht: "Alle winterlastigen Hotels werden jetzt natürlich offenlassen."

Ohne Saisonverlängerung

Immerhin steht mit den Weihnachtsferien die wichtigste Zeit im Wintertourismus vor der Tür. Wenn die Energiekosten aber so hoch bleiben, werden sich laut Veit viele überlegen, ob sie nach Ostern noch weiter offen lassen oder auf die Verlängerung der Saison verzichten.

Dabei wäre der Tourismus nach zwei Pandemiejahren im Aufwind. "Über die Feiertage ist die Buchungslage sehr gut", sagt Veit, wenngleich er in den traditionell sehr gut gebuchten Semesterferien "noch sehr viel Luft nach oben" ortet.

Neben der Teuerung kämpfen die Touristiker in Österreich – wie auch schon in den Jahren vor Corona – mit massivem Personalmangel. "Die österreichische Gastlichkeit kommt unter die Räder, wenn sich nicht etwas ändert", sagt Veit, der im Salzburger Obertauern ein Hotel und eine Skihütte betreibt.

6.700 Stellen unbesetzt

In Tirol hat erst vergangene Woche die Wirtschaftskammer Alarm geschlagen. Allein in den Tourismusbetrieben des Bundeslandes seien etwa 6.700 Stellen unbesetzt.

Die Forderung nach Aufstockung des Kontingents für Saisonarbeitskräfte wurde am Mittwoch von Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) erhört.

Aber Alois Rainer, Sprecher der Tiroler Tourismusbranche, geht einen Schritt weiter: "Ich hoffe, dass die Kontingente aufgehoben werden, damit wird über den Winter kommen." Die Personalnot werde jedenfalls zu Einschränkungen des Angebots führen.

Mehr Ruhetage, weniger Speisen

Lokale würden etwa vermehrt Schließtage machen oder das Speisenangebot zurückfahren, sagt Rainer. Und im Hotel muss sich der Urlauber laut Veit "vielleicht dann am Frühstücksbuffet den Espresso selber runterlassen".

Es gäbe aber auch schon Stadthotels, die Gästen bei Kurzaufenthalten Getränkegutscheine anbieten, wenn sie nach der ersten Übernachtung darauf verzichten, dass ihr Bett gemacht wird.

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