Sommerurlaub: Inflationssorgen dominieren Reiseplanung

Sommerurlaub: Inflationssorgen dominieren Reiseplanung
Alle wollen weg, doch mit der Teuerungswelle schwimmt vielen das Reisebudget davon. Nicht nur in Österreich

Die Reiselust ist nach zwei Jahren Pandemie so groß wie selten zuvor. Ein Tourismusland nach dem anderen schraubt die Covid-Bestimmungen zurück, Airlines weiten die Flugkapazitäten aus. Offenbar sieht sich so gut wie jeder im Sommer am Meer, an einem Badesee, irgendwo in der Natur oder auf Städtetrip, zeigt auch eine Umfrage der Österreich Werbung.

Klingt nach einem grandiosen Reisesommer, doch es gib noch ein großes Fragezeichen. Bei vielen Urlaubshungrigen klafft eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Schuld ist die Teuerungswelle, die in immer mehr Haushalten zu Ebbe im Reisebudget führt.

„Bei der Urlaubsplanung ist die Inflation bereits das wichtigste Thema“, zitiert Lisa Weddig, Chefin der Österreich Werbung, aus einer aktuellen Umfrage, für die Deutsche, Niederländer, Tschechen und Schweizer befragt wurden. „Corona folgt erst an dritter Stelle, nach dem Krieg in der Ukraine.“

Vor allem die Gäste aus Süd- und Osteuropa werden deshalb vielerorts ausbleiben. Wegen der Flüchtlingskrise und weil die Inflation schon vor der Krise Fahrt aufgenommen hat, schätzt Weddig: „Wenn wir in diesen Märkten im Sommer das Nächtigungsniveau von 2019 zu 85 Prozent erreichen, ist das schon ein Erfolg.“

Bei ihrem Büro in Moskau hat die Österreich Werbung übrigens mit Ausbruch des Krieges alle Aktivitäten eingestellt. Eine Mitarbeiterin bleibt noch vor Ort, betreut aber vor allem den rumänischen Markt, für den eine Stelle zu besetzen war. „Der Hauptleiter unseres Moskauer Büros zieht im Juli mit seiner Familie zurück nach Wien“, sagt Weddig.

Schon in der Pandemie sind die Nächtigungszahlen aus Russland und der Ukraine erodiert, was aber nur wenige heimische Tourismusdestinationen zu spüren bekommen haben. Unter dem Strich waren Gäste aus der Ukraine und Russland vor der Krise nur für zwei Prozent der Gästenächtigungen verantwortlich.

Mehr Flüge ans Meer

Die Flugverbindungen nach Südeuropa wurden dagegen wieder auf Vorkrisenniveau aufgestockt. „Nach zwei Jahren auf Balkonien wollen alle wieder ans Meer. Ab Mitte Jänner sind die Buchungen entsprechend angesprungen, aber der Ukraine-Krieg brachte dann wieder Verunsicherung. Auch hinsichtlich des Reisebudgets“, beobachtet auch Gregor Kadanka, Chef von Mondial und Sprecher der Reisebüros. Reisen wird in absehbarer Zeit auch nicht billiger.

Im Gegenteil. Die Lufthansa hat die Preise seit Anfang des Jahres bereits zwei Mal angehoben und Airline-Chef Carsten Spohr hat schon die nächste Preisanpassung nach oben angekündigt. Dazu kommen im Vergleich zum Vorkrisenniveau begrenzte Kapazitäten. „Zu Ostern liegen wir bei den Flugkapazitäten bei 60 Prozent, bis zum Sommer wird sich das noch bis 80 Prozent steigern“, schätzt Kadanka.

Gebucht wird jetzt jedenfalls besonders kurzfristig. „30 Prozent der aktuell eingehenden Buchungen fallen in den April“, beobachtet Lisa Weddig. Und in den Fernmärkten fällt die Buchungsentscheidung nicht unbedingt auf Österreich. Der „Krieg in Europa“ verunsichert die Fernmärkte. Viele machen lieber einen Bogen um Europa. Und Gäste aus China bleiben aufgrund der aufrechten Reisebeschränkungen ohnehin aus. Die Hoffnung liegt unter anderem auf dem arabischen Markt. Weddig: „Hier gibt es wenig Angst vor dem Krieg und die Flugkapazitäten liegen 20 Prozent über dem Vorkrisenniveau.“

Lust auf Meer

Viel wichtiger sind freilich die Nahmärkte Deutschland, Österreich und Schweiz (Dach-Raum), die im vorigen Sommer für 82 Prozent der Gäste verantwortlich waren. Die Urlaubslaune ist überall ungebrochen, die Lust auf Sand und Meer auch. Womit das Mittelmeer Hochkonjunktur hat und die Nächtigungsanteil von Gästen aus dem Dach-Raum wieder auf das Vor-Corona-Niveau von 70 Prozent drücken könnte. Die ÖW will jedenfalls mit einem Sommer-Werbebudget von 9 Millionen Euro gegensteuern. Ein Schwerpunkt ist der Radtourismus. Studien zufolge war zuletzt bereits jeder dritte Österreich-Urlauber mit dem Rad unterwegs, vor der Krise waren es lediglich 21 Prozent.

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