Sommerbuchungen liegen 80 Prozent unter dem Niveau von 2019
Ostern hat Martin Fast schon abgeschrieben. Der Chef von Rewe-Touristik-Austria (Billa Reisen) schaut derzeit einigermaßen neidvoll nach Deutschland, das nun die Reisebeschränkungen für Mallorca und andere Regionen in Spanien, Portugal und Dänemark gelockert hat.
"Aber bei uns gelten weiterhin Reisewarnungen für mehr oder weniger die ganze Welt. Ein Enddatum dafür ist nicht in Sicht. Es ist zermürbend", sagt Fast. Auch für Reisende.
Denn wenn ein Salzburger über München nach Mallorca fliegt, gelten für ihn bei der Rückreise andere Regeln als für einen Münchener.
Der Österreicher muss nach seinem Spanien-Urlaub nach wie vor zehn Tage in Quarantäne (mit der Option auf Freitesten nach fünf Tagen), der Münchener hat nach seiner Rückkehr keine Einschränkungen zu berücksichtigen.
Urlaub nur in der Ferne
Was für deutsche Urlauber eine Erleichterung ist, bringt deutsche Hoteliersvertreter auf die Barrikaden. Denn während ihre Landsleute nun die Koffer packen, um Ostern auf „Malle“ zu verbringen, gilt für deutsche Hoteliers weiter das Beherbergungsverbot. Was Vermieter auf die sprichwörtliche Palme bringt, scheint für TUI-Deutschland das große Geschäft. Der Konzern kündigt an, das Angebot für die Osterferien zu verdoppeln und damit mehr als 300 Hin- und Rückflüge ab Deutschland aufzulegen. In der Branche sorgt das auch für Naserümpfen. Konkurrenten wollen die Ankündigung auch als Beruhigungspille an geplagte TUI-Aktionäre verstehen, die zuletzt vor allem von den staatlichen Hilfen und den leeren Kassen beim Reisekonzern lesen mussten. Man müsse jetzt abwarten, wie viele Maschinen tatsächlich nach Mallorca abheben. Ist die Nachfrage wirklich so groß, werden auch Mitbewerber für Angebote sorgen.
In Österreich bereiten sich Veranstalter derweil auf den Sommer vor. Die Reiselust ist ungebrochen, denn viele wollen im Vorjahr versäumte Urlaube nachholen. Von Normalität kann aber keine Rede sein, sagt auch Fast. "Im Vergleich zum letzten normalen Sommer, also 2019, liegen die Buchungen um bis zu 80 Prozent hinter dem Vergleichszeitraum."
Vor allem auf den wichtigen Mittelmeerdestinationen wie Spanien oder Griechenland, aber auch bei Reisen nach Ägypten oder Tunesien, die derzeit völlig zum Erliegen gekommen sind. Noch etwas besser gelaufen ist es auf der Langstrecke Richtung Malediven und Seychellen (Minus 60 Prozent), wobei es sich hier freilich um Nischenprogramme für wenige handelt.
Fast hofft, dass der Sommer und steigende Temperaturen Entspannung bringen. Die Veranstalter sind im ständigen Austausch mit den Airlines, die binnen weniger Tage auf Nachfrageänderungen reagieren können. Gebucht wird immer kurzfristiger. Um das Geschäft in Gang zu bringen, bieten Veranstalter großzügige Stornobedingungen. "Wer bis Ende März bucht, kann ohne Angaben von Gründen bis 14 Tage vor Abreise gratis stornieren", sagt der Rewe-Touristik-Chef.
Der Dachverband der Fluggesellschaften IATA rechnet übrigens im Juni mit einer Öffnung des transatlantischen Flugverkehrs. IATA-Chef Alexandre de Juniac geht davon aus, dass vor der Saison gemeinsame Regelungen für einen sicheren Flugverkehr vereinbart werden. EU und USA haben wegen der Pandemie weitreichende Einreisebeschränkungen verhängt. De Juniac begrüßte die EU-Pläne für einen einheitlichen digitalen europäischen Impfausweis.
Kommentare