Tourismusbranche hofft auf Grünen Corona-Pass für freies Reisen

Tourismusbranche hofft auf Grünen Corona-Pass für freies Reisen
Umfrage zeigt Urlaubssehnsucht, aber auch Verunsicherung.

Die Coronapandemie hat im Tourismus zu den massivsten Einbußen in seiner Geschichte geführt und Österreich bei den Nächtigungen um fast 50 Jahre zurückgeworfen. Die Hoffnung der Branche ruht nun auf dem "Grünen Pass", also einem digitalen Impfnachweis auf dem Handy, mit dem unter anderem das Reisen wieder möglich sein soll. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will diesen Pass nach israelischem Vorbild am EU-Gipfel auch für Europa anpreisen.

Kurz will "Grünen Pass" für die EU nach israelischen Vorbild

"Hoffentlich kommt das", sagte die Chefin der Österreich Werbung (ÖW), Petra Stolba, am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Grundsätzlich sei es wichtig, dass Reisen so einfach wie möglich gemacht werde. Es würde schon auch ohne einen solchen Pass gehen, aber "mühsamer", wie Stolba auf Nachfrage einräumte. Doch digitale Testnachweise oder Impfnachweise würden "uns das Leben erleichtern", so Stolba.

In Israel dürfen die Menschen mit einem Grünen Pass unter anderem wieder Fitnessstudios, Hotels, Theater oder Sportereignisse besuchen. Auch das Reisen ist damit wieder möglich, Griechenland und Zypern haben Abkommen geschlossen, wonach geimpfte israelische Bürger ab Mitte März wieder ohne Quarantäne in die beiden südosteuropäischen Länder einreisen und urlauben dürfen.

Weltweit ist die Urlaubssehnsucht nach einem Jahr Coronakrise groß, so auch in Österreich. "Die Menschen sitzen de facto auf gepackten Koffern", sagte Andreas Winkelhofer, Sprecher der Landestourismusorganisationen. Die Mehrheit der Österreicher will im Sommer verreisen, allerdings gibt es auch Ängste bezüglich Durchführbarkeit der Reise, Lage und Bestimmungen vor Ort sowie Quarantäneregeln, ergab eine Umfrage des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) im Auftrag der ÖW und der neun Landestourismusorganisationen. Für die Umfrage wurden in Österreich rund 1.500 Personen online befragt. "Der Killer ist die Quarantäne, das bringt Reiseströme zum Versiegen", sagte Ulf Sonntag vom NIT.

Umfassende Storno- und Rücktrittsmöglichkeiten sowie eine Geld-zurück-Garantie sind den Österreichern heuer besonders wichtig bei der Urlaubsplanung, zeigt die Befragung. Winkelhofer sieht die heimischen Tourismusbetriebe hier vorbereitet. Es gebe zwar keine österreichweit einheitliche Lösung, aber viele Betriebe würden Stornos anbieten.

Abwarten, kurzfristig buchen und viele Informationen einholen sind laut Umfrage die Strategien, nach denen die Österreicher heuer vorgehen wollen. Im Urlaubsfokus stehen Entspannung und Erholung, Zeit mit Familie und Freunden, Bewegung in der Natur sowie Baden. Geplant werden vor allem Urlaubsreisen mit einer Dauer von fünf Tagen und länger, Kurzurlaube spielen eine untergeordnete Rolle.

Wie im Vorjahr steht auch diesen Sommer "Heimaturlaub" hoch im Kurs. Knapp über die Hälfte der Befragten, für die ein Urlaub in Frage kommt, möchte diesen im Inland verbringen. Dahinter folgen Italien, Kroatien und Deutschland. "Es gibt eine Präferenz zu Reisen, die man mit Pkw erreicht", sagte Sonntag.

Eine Rückkehr zu einem früheren Niveau liegt noch in weiter Ferne. "Wir erwarten nicht, dass wir heuer auf den Wachstumspfad kommen", sagte Stolba. 2021 könne man "bestenfalls" die Ergebnisse von 2020 halten. Im vergangenen Jahr erreichten die Nächtigungen in Österreich nur 98 Millionen und fielen damit unter das Niveau von 1973, wo 102 Millionen Übernachtungen verzeichnet wurden. Die Österreich Werbung hat 2020 aus einem Sonderbudget 9 Mio. Euro ausgegeben, um Urlaub zu bewerben. Heuer sollen etwa 10 Mio. Euro fließen, insbesondere in die Bereiche Kultur- und Städteurlaub sowie Thermen.

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