So soll die insolvente Autozubehör-Kette Forstinger saniert werden
Die Autozubehör-Kette Forstinger (600 Mitarbeiter, 87 Filialen) muss zum dritten Mal den Weg zum Insolvenzgericht antreten. Nächste Woche wird das Unternehmen um Walter Karger ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragen. Die Gläubiger müssen 80 Prozent ihrer Forderungen in den Wind schreiben, denn Forstinger bietet ihnen lediglich 20 Prozent Quote an. Die Kette steht bei der Finanz, der Krankenkasse und den Lieferanten massiv in der Kreide.
Eine außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern war dem Management und den Gesellschaftern zuvor „aufgrund der unterschiedlichen Gläubigerinteressen“ nicht gelungen. Zur Erinnerung: Bereits 2003 und 2018 hatte die 1962 gegründete Kette Insolvenz angemeldet.
Den Boden weggezogen
„Wir haben das Unternehmen im August 2019 übernommen und ein halbes Jahr später, als wir versucht haben, es auf neu aufzustellen, hat uns die Pandemie den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Walter Karger, Mehrheitseigentümer von Forstinger zum KURIER. „Kaum hatten wir uns von der Pandemie halbwegs erholt, ist die Teuerungswelle gekommen, die enorme Miet- und Energiekostenerhöhungen mit sich brachte.“ Zugleich sei die Kaufkraft der Kunden gesunken, Werkstattleistungen hätten diese am liebsten auf Raten gezahlt.
Schlecht gelaufen
„Die Kaufkraft unserer Zielgruppe hat besonders durch die Teuerung gelitten“, sagt Karger. Außerdem sei die Hauptsaison im Oktober und November, in der die Winterreifen verkauft werden, wegen des warmen Wetters schlecht gelaufen. Und der Frühling war zu kalt, die Leute ließen sich Zeit beim Kauf von Sommerreifen.
„Mit der Altlast aus der Pandemie und den negativen Rahmenbedingungen ist es sich am Ende finanziell nicht mehr ausgegangen“, sagt der Gesellschafter. Laut Karger werden nun alle 87 Standorte kritisch unter die Lupe genommen, es dürfte auch die eine oder andere Filiale geschlossen werden. „Es wird kleine Anpassungen geben, in welcher Größenordnung kann ich noch nicht sagen“, sagt Karger. „Wir werden uns gut überlegen, welche Standorte wir schließen werden.“
Indes wird künftig verstärkt auf das Geschäft mit den Werkstätten gesetzt. Forstinger betreibt 85 Werkstätten. „In dieser Teuerungsphase sind wir eine gute Alternative zu anderen Werkstätten, unsere Betriebe sind aber noch zu wenig bekannt, daher werden wir Marketingaktivitäten in diesem Bereich erhöhen“, sagt der Forstinger-Chef.
Fortführung gesichert
Fakt ist: Karger hält weiter an der Autozubehör-Kette fest, auch wenn er einräumen muss, dass das Geschäftsmodell Forstinger „in die Jahre gekommen ist“. „Zwei Drittel unserer Filialen haben in dieser schwierigen Zeit performt und das zeigt, dass ein Bedarf bei den Kunden da ist“, sagt der Eigentümer. „Das Konzept Forstinger hat seine Daseinsberechtigung.“
Die Fortführung sei gesichert, ein Sanierungskonzept sei bereits ausgearbeitet worden, heißt es aus dem Unternehmen. Sollte es für die Sanierung notwendig sein, werden die Eigentümer um Walter Karger dem Unternehmen finanzielle Mittel zuschießen.
Kommentare