So kommt der "Digital-Euro" ins elektronische Börsel
Agenda Austria warnt vor einer "Überwachungswährung" nach chinesischem Muster
Von Michael Bachner
In der Corona-Pandemie haben digitale Bezahlformen – etwa über Smartphones – stark an Bedeutung gewonnen. Das befeuerte die Debatte über die Zukunft des Bargeldes, das den Österreichern lieb und teuer ist. In Ländern wie Frankreich oder Schweden schwindet seine Bedeutung rasant. Auch wird die Konkurrenz zu Krypto-Assets wie Bitcoin stärker und durch Projekte globaler Technologie-Konzerne – wie die geplante Kryptodevise Diem von Facebook – auch immer deutlicher sichtbar.
- Wozu braucht es einen Digital-Euro?
Das Beschriebene zwingt Notenbanken zu handeln, digitale Ergänzungen zum Bargeld zu schaffen. Das Ziel in Europa ist, den Euro als Weltwährung in der Zahlungswelt von morgen zu stärken und die Kontrolle über die Geldpolitik zu behalten. Nicht zuletzt geht es um den Schutz von Konsumenten-Daten gegenüber wenigen großen Zahlungsdienstanbietern aus den USA oder China. So werkt auch die EZB in Frankfurt am virtuellen Geld.
- Was ist bisher durchgesickert?
Im Sommer soll fixiert werden, ob und in welcher Form der „Digital-Euro“ tatsächlich kommt. Frühestens 2026 ist mit der Einführung des Digital-Euro zu rechnen. Es soll auf Guthaben keine Zinsen geben, aber auch keine Negativzinsen für den Digital-Euro. Angedacht sind separate Konten bei Banken unter Aufsicht der EZB. Die Rede ist von einem Maximalbetrag pro Bürger von 3.000 Digital-Euro. Damit soll die Gefahr eines digitalen Bank-Runs reduziert werden, sollte wieder eine Finanzkrise ausbrechen.
- Was haben die Bürger vom Digital-Euro?
Anders als private Alternativen müsste der Digital-Euro überall akzeptiert werden. Er ist ja nichts anderes als das digitale Pendant zum Bargeld, wie Agenda Austria-Expertin Heike Lehner erklärt. Die wirtschaftsliberale Denkfabrik hat sich mit dem künftigen Geld unter dem Titel: „Freiheitskämpfer oder Kontrollfreak“ in einem neuen „Policy Brief“ auseinandergesetzt. Dort heißt es etwa: Sollte der Digital-Euro auch international genutzt werden können, müssten grenzüberschreitende Transaktionen wesentlich schneller möglich sein. Auch gelte der Digital-Euro als gewisser Schutz vor Chinas „e-Yuan“, der bereits 2022 eingeführt werden könnte.
- Was sind mögliche Gefahren?
Lehner weiß auch um die Risiken, etwa im möglichen Aushebeln der Privatsphäre, und sagt: „Anders als die Chinesen werden die Europäer eine Überwachungswährung nicht akzeptieren. Es liegt daher auch im Interesse der EZB, eine Balance zwischen Kontrolle und Freiheit zu finden – und sich im Zweifelsfall immer für die Freiheit zu entscheiden.“
- Gibt es Vorbilder?
Das Projekt „e-Yuan“ in China ist am weitesten. Als erstes Land der Welt hat Bahamas 2020 eine Digital-Währung eingeführt, den „Sand-Dollar“. In Europa ist Schweden mit dem Pilotprojekt „e-krona“ am weitesten. Zuletzt hat auch Indonesien eine digitale Version seiner Rupiah angekündigt.
- Kommt damit das Aus für das Bargeld?
Die Anonymität des Bargelds ist bestimmt sein entscheidender Vorteil. Lehner sieht eine mögliche Versuchung der EZB, diverse Kontrollfunktionen beim Digital-Euro einzubauen. Die EZB hat dazu ausdrücklich festgehalten, dass der Digital-Euro eine Ergänzung zum Bargeld werde und keinesfalls an die Abschaffung der Münzen und Banknoten gedacht sei.
(kurier.at, jar)
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