Die Erste Bank startet mit einem Krypto-Anlageprodukt. Das Projekt ist ein Test. „Die Erste Bank bietet seit Kurzem ein Bitcoin-Produkt für Kunden aus dem Private Banking-Segment an“, so eine Sprecherin der Bank. Konkret handelt es sich um ein an der Börse gehandeltes Produkt des Anbieters 21 Shares, welches die Kursentwicklung von Bitcoin in US-Dollar nachbildet.
Da das Produkt an der Börse notiert, kann es natürlich jeder „Nomalsterbliche“ (bei „George“ taucht sofort ein Warnhinweis auf) ordern. Kunden im eng begrenzten Private Banking-Segment der Erste erhalten deshalb eine spezielle Beratung. Die Emission eines eigenen Produkts ist zum aktuellen Zeitpunkt bei der Erste nicht geplant. 21Shares AG ist eine Tochter von Amun, einem internationalen Unternehmen, das im Krypto-Markt tätig ist und laut Eigenangaben beabsichtigt, „Investitionen in Krypto-Währungen zu erleichtern und Investoren, die nicht direkt investieren können, eine neue Anlageklasse zur Verfügung zu stellen.“
Das Angebot der Erste kommt jedenfalls überraschend, da Erste Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller im Interview mit dem KURIER im März Krypto-Assets höchst kritisch betrachtet hatte. Man weiche auch jetzt nicht von dieser Haltung ab, heißt es daher bei der Erste.
„Weiterhin kritisch“
Investments in Krypto-Assets würde man nach wie vor als hochriskant und extrem spekulativ betrachten. Betont wird auch, dass das angebotene Produkt einer EU-Richtlinie für den Handel mit Finanzinstrumenten unterliege. Den Einstieg in das Krypto-Asset-Geschäft begründet die Erste mit der Nachfrage seitens der Kunden, die in den vergangenen Monaten „merklich gestiegen“ sei.
Mit steigender Kundennachfrage sowohl von institutionellen wie privaten Anlegern begründen Banken auch international ihren Einstieg ins Kryptogeschäft.
In den USA arbeitet so gut wie jede Großbank bereits an Krypto-Anlageprodukten. Goldman Sachs etwa, JP Morgan, Citigroup und Morgan Stanley. Auch die Deutsche Bank und die Schweizer Banken UBS und Julius Bär arbeiten an Krypto-Anlagestrategien.
Nein zu Bitcoin und Co.
Und wie ist die Haltung anderer österreichischer Großbanken? Bei den Raiffeisenlandesbanken NÖ-Wien und Oberösterreich sowie bei Bank Austria, Oberbank und Bawag denkt man nicht an ein Angebot aus der Kryptowelt. Grundtenor: Die Kryptos seien einfach in ihrer Entwicklung nicht einschätzbar. „Die Kursschwankungen zeigen, dass virtuelle Währungen nicht den Ansprüchen einer echten Währung entsprechen“, heißt es bei der RLB Oberösterreich.
So wie die Bawag wird sich auch die oö. Oberbank deshalb „nicht mit Kryptoassets auseinandersetzen, da es sich hierbei um eine Spekulation handelt, an der wir nicht teilhaben möchten“.
Bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien führt man als weitere Begründung den hohen Stromverbrauch bei der Erzeugung der Krypto-Assets an. Der sei das Gegenteil eines „grünen Investments“ und stehe daher im Widerspruch zur nachhaltigen Strategie der Bank.
Die Raiffeisenbanken, Oberbank und Bank Austria verweisen zudem darauf, dass das System von Kryptowährungen aufgrund der Anonymität nur schwer nachvollziehbar sei. Steuerung und Regulierung durch staatlichen Stellen und Notenbanken würden fehlen.
Bad News aus China
Der Bitcoin-Kurs schwankte gestern erneut stark und fiel kurzfristig auf 30.066 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit Jänner und weniger als die Hälfte des Rekordwerts im April. Im weiteren Verlauf erholte sich der Kurs wieder auf knapp unter 40.000 Dollar. Auslöser war, dass Tesla-Chef Elon Musk zuletzt den Rückzug von Bitcoin-Zahlungen im Hause Tesla angedeutet hatte. Und am Mittwoch teilte China mit, dass sich Finanzinstitute im Reich der Mitte in Zukunft von Kryptowährungen fernhalten müssen.
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