Geschäfte und Sanktionen: So geht es Österreichern im Iran
Maschhad, die zweitgrößte Stadt des Iran, ist ein bedeutendes Pilgerziel. Dort befindet sich das Grabmal des schiitischen Imams Reza. Was der rund 850 Kilometer langen Bahnstrecke Teheran-Maschhad eine konstant gute Auslastung einbringt.
Die Fahrt beim privaten Bahnanbieter Fadak Trains mag an die 12 Stunden dauern, sie bietet aber Komfort, wie man ihn sonst von Flugreisen kennt. "Besonders das Luxussegment wächst stark", sagt der niederösterreichischen Caterer Josef Donhauser zum KURIER.
Seine Don Group betreibt schon seit 2014 das 50:50-Joint-Venture DoNA mit einem iranischen Unternehmen. Bisher wurde nur Essen geliefert, künftig übernimmt DoNA auch den Service in den Zügen. Was den Mitarbeiterstand von bisher 200 Personen schlagartig auf 500 katapultieren wird.
Börsengang als Premiere
Im Iran sind vier Ticket-Kategorien – Eco, Ecoplus, Business und First Class – üblich. Die Verpflegung wird praktischerweise mitgekauft. Das Geschäft läuft gut; warum kann Donhauser selbst nicht bis ins letzte Detail erklären. Denn die vergangenen zwei Jahre waren für den Iran wirtschaftlich extrem schwierig. DoNA erwartet dennoch, dass sich die bisher rund 10 Millionen Euro Jahresumsatz und der Gewinn verdoppeln.
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verschärfung der Sanktionen beeindruckt Donhauser kaum: "Ich erwarte keine Auswirkungen auf unser Geschäft." Das hängt mit den Umständen zusammen: Man ist nicht auf Importe angewiesen – die benötigten Lebensmittel werden vor Ort beschafft. Und die Mitarbeiter werden regional rekrutiert.
Das Entsenden von Fachkräften hat man auf ein Minimum reduziert: Es wurde für das Gemeinschaftsunternehmen zu teuer, Euro-Gehälter zu stemmen. Dabei sei das Wirtschaften jetzt wieder einfacher geworden, seit die Währung Rial den Kursabsturz und die Hyperinflation hinter sich gelassen hat.
Extrem mühsam sind für alle Unternehmen weiterhin Geldtransfers. Wegen der US-Sanktionen haben alle internationalen Banken die Geschäftstätigkeit eingestellt. Die Finanzierung der Expansion wird so zur Herausforderung: Entweder man finanziert aus dem laufenden Cashflow. Oder zapft den lokalen Kapitalmarkt an.
Donhauser hat geplant, DoNA an die Börse Teheran zu bringen – als erstes ausländisches Unternehmen. Der Wunschstart bereits mit Anfang des iranischen Kalenderjahres (im März) dürfte sich zwar nicht ausgehen, aber: "Die prinzipielle Zulassung haben wir bereits", sagt Donhauser.
Kreativität ist so oder so nötig. Manche Unternehmen versuchen, die Finanzströme über anonyme Kryptowährungen abzuwickeln – wirklich alltagstauglich sei das aber nicht.
Zigaretten für den Iran
"Wichtig ist: Wir bekommen für unsere Ware Geld", heißt es indes bei Mayr-Melnhof. Das Werk des Kartonherstellers in Teheran besteht seit 2009 und hat somit wechselvolle Sanktionszeiten erlebt. Aktuell sind es 245 Mitarbeiter, die im Auftrag großer internationaler Kunden Zigarettenverpackungen für den iranischen Markt erzeugen.
Die Anlage wurde 2016 modernisiert und ausgebaut, an Rückzug wird trotz des Auf und Ab überhaupt nicht gedacht: "Wir arbeiten mit lokaler Mannschaft und Management, die Reisetätigkeit ist überschaubar", sagt Sprecher Stephan Sweerts-Sporck. "Wir können unter diesen Rahmenbedingungen arbeiten."
Das Wiener Neustädter Krebszentrum MedAustron, das dem Land Niederösterreich gehört, liefert das Know-How für ein Behandlungszentrum in Teheran, für das 2017 der Spatenstich erfolgte. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle, deshalb habe man "im Einvernehmen mit unserem Kunden derzeit die Reisetätigkeiten eingeschränkt". Am Projektplan werde aber weiter festgehalten, die Inbetriebnahme ist nun für 2025 geplant. Das finanzielle Risiko für MedAustron sei durch getroffene Vereinbarungen "auf ein vertretbares Maß reduziert".
Die Oberbank hatte 2016 nach dem Wiener Anti-Atom-Abkommen große Pläne und wollte für österreichische Firmen die wichtigste Abwicklungsbank werden. Ein Abkommen mit der Zentralbank war schon unterzeichnet. Im Jänner 2019 zog sich die Oberbank nach dem Ausstieg der USA aus dem Iran-Deal selbst aus dem Land zurück.
Der Öl- und Gaskonzern OMV hatte mit der staatlichen iranischen Ölgesellschaft im Mai 2016 eine Absichtserklärung für Erkundungen von Ölfeldern im West-Iran unterzeichnet. Diese sei "ausgelaufen", es gebe aktuell keinerlei Aktivitäten.
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