"Nicht jeder wird zum Energiesparer"

Obwohl digitale Stromzähler beim Sparen helfen, hält sich das Interesse der Kunden in Grenzen.

Bis 2019 müssen in Österreich alle privaten Haushalte über einen intelligenten Stromzähler, einen sogenannten Smart Meter verfügen. Die alten mechanischen Zähler werden bis dahin ausgetauscht. Kunden will man die Umstellung damit schmackhaft machen, dass sie dadurch ihren Energieverbrauch besser im Auge behalten und Kosten einsparen können.

Einerseits können sie ihren Stromverbrauch wie bisher direkt und in Echtzeit vom Zähler ablesen, andererseits bekommen sie künftig ihre Verbrauchsdaten vom Vortag täglich in einem Webportal präsentiert. Die Stromverbrauchswerte der vergangenen Tage oder Monate können dadurch einfach miteinander verglichen werden.

Betriebe, die ein derartiges Webportal bereits im Rahmen von Pilotprojekten bei ihren Kunden getestet haben, kritisieren diese Art des Zugangs allerdings. Es würde nicht die Kundenanforderungen erfüllen, meint etwa Gerhard Riegler von den Stadtwerken Amstetten, die bis zum Frühjahr 2012 ein Pilotprojekt am Laufen hatten.

„Die Grundvoraussetzung dafür, dass Kunden sich mit ihrem Energieverbrauch beschäftigen, ist, dass der Zugriff so einfach wie möglich ist. Bei einem Webportal muss man zuerst den PC aufdrehen, dann muss man sich einloggen. Dafür ist viel Aufwand notwendig“, sagt Roland Hierzinger, Experte für Kundenzufriedenheit von der Österreichischen Energieagentur zum KURIER.

Einsparungspotenzial

Hierzinger zweifelt generell daran, dass der Stromverbrauch allen Österreichern gleichermaßen wichtig ist. „Es ist nur eine sehr kleine Gruppe, die sich für den eigenen Energieverbrauch interessiert. Das sind maximal fünf bis zehn Prozent. Und nicht jeder wird durch die neuen Möglichkeiten, die Smart Meter mit sich bringen, gleich zum Energiesparer“, so Hierzinger weiter.

Eine Studie des Fraunhofer Instituts hat ergeben, dass sich durch die Informationen, die durch die neuen Zähler gewonnen werden können, jährlich im Schnitt bis zu 3,7 Prozent an Energie einsparen lassen. Das sind rund 30 bis 50 Euro pro Jahr und Haushalt. „Es ist mehr als fraglich, ob das als Anreiz genügt, sich für seinen Energieverbrauch zu interessieren. Für die große Masse wird das nicht ausreichen“, sagt Hierzinger.

Wenig Interesse

Ähnliches berichtet auch Maximilian Urban von EVN Netz. Der niederösterreichische Versorger hat von Mai 2010 bis Oktober 2011 einen Versuch mit den neuen Stromzählern durchgeführt und ortete dabei ebenfalls nur „geringes Kundeninteresse“. Um die Aufmerksamkeit der Kunden zu wecken, schlägt Hierzinger sogenannte „In-Home-Displays“ vor. Das sind Bildschirme, über die man die Stromverbrauchsdaten abfragen kann. Diese könne man leicht an einer Stelle im Haushalt platzieren, an der man öfters vorbeikommt. „Oder man macht die Informationen über den SmartTV zugänglich “, schlägt Hierzinger vor und fügt hinzu: „Anbieter werden künftig kreativ sein müssen.“

Seit mehr als 100 Jahren sind in Österreich mechanische Ferraris-Zähler die Stromzähler mit der größten Verbreitung. Sie sollen bis 2019 von digitalen Zählern, den Smart Metern, abgelöst werden. Diese erfassen den Energieverbrauch in fünfzehnminütigen Zeitintervallen. Die Verbrauchswerte werden automatisch übertragen.

Damit hat die einmal jährlich stattfindende Ablesung des Stromverbrauchs ein Ende. Es wird zudem auch monatliche Rechnungen geben. Für den Kunden ist dies ein Vorteil, weil er dadurch einen besseren Überblick erhält.

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