Die Lust am Skifahren schwindet

Die Lust am Skifahren schwindet
Preissteigerungen und wenig Schnee halten viele vom Winterurlaub in den Bergen ab. Branchenvertreter erwarten für heuer dennoch eine gute Saison

Österreichs Skigebiete sind für den Wintersaison bereit. Die Lust am Skifahren hat zuletzt aber deutlich abgenommen, wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Manova in Österreich, Deutschland und der Schweiz ergab. Demnach planen 40 Prozent der befragten Wintersportlerinnen und Wintersportler heuer einen Skiurlaub. Im vergangenen Jahr waren es noch 46 Prozent. Vor Corona lag die Zahl bei 42 Prozent. Es könne eine gute, aber keine Spitzensaison werden, sagte Manova-Geschäftsführer Klaus Grabler bei der Präsentation der Erhebung am Mittwoch in Wien. Neben der Wetter- und Neuschneesituation werden auch die finanzielle Lage und Preissteigerungen als Gründe für das Fernbleiben von den Pisten genannt. 

Im vergangenen Winter blieb die Branche sowohl bei Nächtigungen (minus 3 Prozent) als auch bei Ersteintritten bei den Seilbahnen (minus 7 Prozent) hinter dem Durchschnitt der letzten drei Winter vor der Corona-Pandemie zurück. Gegenüber der Vorsaison, die noch von den Corona-Nachwehen geprägt war, verzeichnete man hingegen Zuwächse von 24 Prozent bei Nächtigungen und 15 Prozent bei Seilbahn-Tickets.

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23.714 
Hektar Pistenfläche gibt es in den heimischen Skigebieten

2.648 
Skiliftestehen den Skifahrerinnen und Skifahrern zur Verfügung

50 Millionen
Wintersportlerinnen und Wintersportler bevölkern im Schnitt pro Jahr die Skigebiete

12,6 Milliarden Euro
Umsatz werden durch den Wintertourismus in den Berger jährlich erwirtschaftet

Trend zur Vorsaison

Die Anzahl der Leute, die keinen Winterurlaub in den Bergregionen planen, habe in Österreich stärker zugenommen als in anderen Ländern, sagte Marktforscher Grabler. Gäste aus dem Ausland werden wichtiger. Zuwächse habe es zuletzt nur bei Wintertouristen aus den Niederlanden gegeben. Grabler verwies auch auf den Trend zur Vorsaison. In der Nachsaison werde es hingegen schwieriger, die Pisten zu füllen.  

Der Wintersport sei nach wie vor gefragt, meinte Franz Hörl, Obmann des Fachverbands der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Für den heurigen Winter ist er zuversichtlich. „Wir haben Schnee am Berg und sehen mit Optimismus in die Wintersaison.“ Angebote abseits der Piste - vom Wandern über Wellness bis zum Shopping - würden an Bedeutung gewinnen.

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In der vergangenen Woche hat es viel Neuschnee in den Niederen und Hohen Tauern gegeben. Für den Saisonstart im Skiverbund Ski amadé, der in den Regionen Salzburger Sportwelt, Schladming-Dachstein, Gastein, Hochkönig und Großarl über 760 Pistenkilometern und 270 Liftanlagen verfügt, kommt er gerade recht.  

Erhöht hat sich aber nicht nur die Schneedecke, sondern auch die Ticketpreise. Im Schnitt stiegen sie um 8,5 Prozent an. „Moderat“, wie Skiverbund-Präsident Daniel Berchthaller sagte. Die Tageskartenpreise im Skiverbund variieren je nach Skigebiet von 64 Euro bis 72,50 Euro für Erwachsene. Mit dem Online-Frühbuchersystem können Skipässe (Tages- und Mehrtagesskipässe)  zu einem günstigeren Preis gekauft werden. 

In der vergangenen Saison verzeichneten die Regionen des Skiverbunds 7,4 Mio. Nächtigungen sowie 7,3 Mio. Skifahrertage. Der Umsatz der 25 Liftgesellschaften betrug 303 Mio. Euro. Heuer hofft man auf ähnlich gute Zahlen. Insgesamt wurden 96 Millionen Euro in Seilbahnen, Beschneiung und Berginfrastruktur investiert. 

Preisthema spielt Rolle

Das Preisthema spiele sicher ein Rolle, sagte Hörl. Liftpreise von 75 Euro gebe es aber nur in den Premium-Gebieten. „Wir haben genug Skigebiete, wo sie um 45 Euro eine Tageskarte bekommen.“

Hörl verwies auch auf die Nachhaltigkeitsbemühungen in der Branche. Die Photovoltaik werde ausgebaut. Der Anteil erneuerbarer Energie bei der Beschneiung liege bei 90 Prozent. Auch Elektrobusse seien zunehmend in den Skigebieten unterwegs,  bei der Anreise setze man vermehrt auf die Bahn, so der Seilbahn-Obmann.

"Endzeitphilosophie"

Marktforscher Grabler ortet trotz Klimawandels und Teuerung langfristig eine positive Stimmung für den Wintertourismus in den Bergen. Rund die Hälfte der Befragten wolle ihr Wintersportverhalten in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht ändern. 60 Prozent gaben an,  auch noch in zehn  Jahren sicher oder wahrscheinlich Wintersport betreiben zu wollen.  Prognosen, dass es dann vielleicht gar keinen Schnee mehr geben werde, bezeichnete Seilbahn-Obmann Hörl als nicht nachvollziehbar. Das sei “Endzeitphilosophie“ und “Voodoo“.

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