Für Ursula Simacek, Chefin der gleichnamigen Reinigungs- und Facility-Management-Gruppe, ist die Corona-Krise Fluch und Segen zugleich. Teile des Geschäfts boomen, während andere gerade wegbrechen.
KURIER: Desinfektion und Hygienemaßnahmen sorgen für eine Sonderkonjunktur in der Reinigungsbranche. Wie profitiert Simacek davon?
Ursula Simacek: Wir sind Hygiene- und Desinfektionsprofis seit Jahrzehnten und somit ein systemrelevanter Betrieb. Einerseits werden wir vermehrt für Desinfektionen angefordert, andererseits sind wir aber in der täglichen Reinigung mit weniger Leistungsanforderungen durch Betriebsschließungen, Kurzarbeit oder Wechseldiensten bei den Kunden betroffen.
Wie ist die Auftragslage? Wo läuft es gut, wo schlecht?
Die Spuren sind deutlich und spürbar. Während des Lockdowns haben viele auch die Reinigung reduziert und wir hatten in der Disposition alle Hände voll zu tun, um den Kunden jene Lösung zu bieten, die sie gerade brauchten. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es viel mehr Anfragen im Bereich Desinfektion und Tiefenreinigung, aber auch im Bereich Sicherheit und Bewachung.
Manche meinen, es wird viel zu wenig desinfiziert, etwa im öffentlichen Raum. Was könnte man im Kampf gegen Corona noch verbessern?
Wir agieren in enger Abstimmung mit den Behörden, um größtmöglichen Schutz im öffentlichen Raum zu gewähren. Das sehen Sie auch daran, dass in öffentlichen Bereichen kaum größere Infektionscluster zu sehen waren. Und wenn, dann konnten diese umgehend eingedämmt werden. Mit unseren Desinfektoren-Teams in ganz Österreich können wir im Akutfall binnen 24 Stunden agieren und auch für den Präventionsfall benötigen wir nur wenig Vorlaufzeit.
Der Trend zum Homeoffice wird 2021 anhalten, die Büroflächen bzw. Neubauten zurückgehen. Spüren Sie schon Auswirkungen?
In der Büroreinigung gab es bereits eine Reduktion bis zu 50 Prozent, weil viele Kunden auf Homeoffice umgestiegen sind und dadurch die Reinigungsintervalle reduziert haben. Beim Wäscheservice in der Hotellerie gab es Umsatzeinbrüche von nahezu 100 Prozent. In anderen Branchen wie z.B. in Spitälern gab es eher eine Ausweitung der Anforderungen. Und die Nachfrage nach Desinfektionen sowie nach Sicherheitsfachkräften, etwa für Security-Dienstleistungen im Handel und im Spitalswesen ist stark angestiegen.
Wie reagieren Sie auf die für Ihre Branche einschneidenden Veränderungen? Werden neue Geschäftsfelder gesucht bzw. ausgeweitet?
Wir haben ja unterschiedliche Sparten (10 Geschäftsbereiche mit über 70 Spezialisierungen, Anm.) und sind zum Teil systemrelevant. Da wir auf Office-Lösungen spezialisiert sind, setzen wir etwa neue Smart-Office-Lösungen ein, die dem geänderten Nutzerverhalten entsprechen. Und wir haben neue Services wie zum Beispiel die Immobilienübergabe durch unsere Security-Teams, die auf Conciergeniveau geschult sind, entwickelt.
Komplettanbieter
Das 1945 gegründete Familienunternehmen ist ein Komplettanbieter im Bereich Gebäude-Infrastruktur- und Facility-Services. Kerngeschäft ist die Reinigung von Büros, Spitälern, Zügen, der Sicherheitsdienst und Catering. Simacek beschäftigt in sechs Ländern 8.000 Mitarbeiter aus mehr als 40 Nationen und setzt ca. 200 Mio. Euro um.
Dritte Generation
Ursula Simacek (46) ist die Enkelin des Firmengründers und führt das Unternehmen seit 2006 in dritter Generation.
Wie sieht Ihr wirtschaftlicher Ausblick für 2021 aus?
Die Hygiene-Flächendesinfektion wird wohl auch künftig häufiger als vor Corona an neuralgischen Punkten eingesetzt werden, also überall dort, wo es ein erhöhtes Kontaktpotenzial gibt wie z.B. Treppengeländer, Lichtschalter, Lifttasten etc. Generell wird uns ein geändertes Nutzerverhalten sicher auch in Zukunft beschäftigen. Wirtschaftlich erwarten wir für 2021 ein schwaches Jahr für viele unserer Kunden, das sich dann natürlich auf unsere Services mit Einschränkungen auswirken wird.
Suchen Sie derzeit Personal? Wo und wie viele?
Ja. Im gewerblichen Bereich werden laufend Techniker und auch Reinigungskräfte und Hygienespezialisten gesucht. In der Administration haben wir derzeit vier offene Stellen.
Mitbewerber von Ihnen klagen, dass sie schwer Personal finden, weil Arbeitslose jetzt einen Zuschuss erhalten. Stimmen Sie dem zu?
Es ist nach wie vor sehr herausfordernd Mitarbeiter für Controlling und IT, aber auch gewerbliches Personal zu rekrutieren. Der Zuschuss für Arbeitslose ist dabei nicht förderlich. Vor die Wahl gestellt – Job oder Arbeitslosengeld – ziehen einige das Arbeitslosengeld vor.
Sind Sie mit den Corona-Maßnahmen der Regierung zufrieden? Wo könnte nachgebessert werden?
Die Corona-Maßnahmen wurden auch von uns sehr begrüßt, obwohl wir sie kaum in Anspruch genommen haben. Eine Nachbesserung sollte unbedingt in der Ausgewogenheit der Unterstützungsleistungen erfolgen. So ist nicht nur dem Tourismussektor zu helfen, sondern auch Zulieferer dieser Industrie.
Kommentare