Sicheres Bezahlen: Nationalbank startet Initiative gegen Betrug

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OeNB und 14 Partner wollen Menschen von Jugendlichen bis Pensionisten auf neuer Webseite aufklären und ihnen Tipps geben.

Zu Weihnachten blüht der Online-Handel, aber auch für Kriminelle ist es eine festliche Zeit. Die Tricks von Betrügern werden immer subversiver, die Verunsicherung bei Konsumenten steigt. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) nimmt dies zum Anlass, um gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht den Österreichischen Jugendinfos, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Banken und anderen Partnern die Initiative "Sicher Bezahlen" zu starten.

Betrug durch "gut ausgebildete Interneträuber"

Kernstück ist die neue Webseite sicher-bezahlen.at, auf der die gesamte Bevölkerung kompakt aufbereitete Informationen über Bezahlmöglichkeiten und ihre Risiken, aktuelle Betrugsmaschen und omnipräsente Gefahren wie Phishing findet. Konkrete Tipps zur Prävention und für den Fall, dass man Betrügern aufgesessen ist, werden hier ebenfalls gegeben.

"Der frühere Taschenräuber war von einfacherer Bauart. Ein heutiger Interneträuber ist extrem gut ausgebildet. Das erlaubt es ihm, Dinge abzuziehen, die man nicht für möglich halten würde", sagt Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Selbst gut ausgebildete Personen fielen auf ihre Tricks herein. Fiona Springer von der Finanzmarktaufsicht (FMA) schildert das Beispiel einer Ärztin, das erst wenige Wochen zurückliegt.

Minus am Konto statt entspanntem Urlaub

Zu ihrem Pensionsantritt wollte die Dame verreisen. Kurz davor erhielt sie eine vermeintliche SMS ihrer Hausbank, in der zu einer dringenden Handlung aufgerufen wurde, um einer Kontosperre zuvorzukommen. Nach dem Klick auf einen Link und der Eingabe ihrer Daten wurde sie von einem "Bankmitarbeiter" kontaktiert und zum Herunterladen einer Software auf ihrem Computer aufgefordert. Aus Sorge, im Urlaub ohne Geld dazustehen, führte die Dame alle Schritte durch. Am nächsten Tag war ihr Konto leer und der Überziehungsrahmen voll ausgenutzt.

Solche Fälle zu vermeiden sei einer der Gründe, warum die Initiative gestartet wurde, sagt Springer. Technische Vorkehrungen gegen Betrug werden immer besser, aber der Großteil aller Tricks setze bei der Manipulation von Menschen an. Informationen seien das einzige Mittel dagegen. Mit Zahlungsdienstleistern gebe es einen regen Austausch. Gemeinsam wolle man "Betrügern die Rute ins Fenster stellen" - die Webseite wurde am Krampustag, dem 5.12. gestartet.

Die Webseite sicher-bezahlen.at kommt vermittelt Informationen schnörkellos und schlicht

Die Webseite sicher-bezahlen.at kommt vermittelt Informationen schnörkellos und schlicht

Jugendliche auf TikTok, Instagram und in der Schule erreichen

Eine enorm wichtige Zielgruppe der Initiative seien Jugendliche, sagt Aleksandar Prvulovic, Geschäftsführer der Österreichischen Jugendinfos. Wie mehrere Umfragen zeigen, wünschen sich viele junge Erwachsene ein Schulfach Finanzbildung und sehnen sich in dem Bereich nach mehr Kompetenz. "Dadurch war es sofort klar, dass wir bei Sicher Bezahlen dabei sein wollten."

Die Organisation will über beliebte soziale Medien wie TikTok und Instagram praktische Informationen zum Umgang mit Geld geben und damit unter anderem verhindern, dass Jugendliche durch vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten beim Einkaufen den Überblick verlieren und in die Schuldenfalle tappen. Die FMA spricht Kinder und Jugendliche über ein Vermittlungsprogramm an Schulen direkt an.

Verknüpfung mit bereits bestehenden Angeboten

Die technische Umsetzung der Webseite übernimmt Oenpay, der "Innovation Hub" der OeNB. Dessen Geschäftsführer Bernhard Krick beschreibt sicher-bezahlen.at als zentrale Anlaufstelle für viele Fragen rund um Bezahlvorgänge, die aber für Detailinformationen auch auf bereits vorhandene Expertise der Projektpartner und deren Online-Angebote verweist. Gehe es etwa darum, Warnungen zu aktuellen Betrugsmaschen zu durchstöbern, sei die Watchlist Internet eine sehr gute Quelle. Für Notfälle gibt es Links zu Kartensperre-Hotlines und Kontaktinformationen der Banken.

Das große Ziel von Sicheres Bezahlen sei, Bürgern Informationen über Finanzprodukte und Dienstleistungen zu geben, sagt Petia Niederländer von der OeNB: "Wir wollen vermitteln, wie man gute von weniger guten Finanzdienstleistern unterscheidet, wie man Online-Angebote erkennt, die vertrauenswürdig sind und wie man bei einem Betrugsverdacht richtig reagiert."

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