Das fängt ja gut an. Die staatliche Flugsicherung Austro Control ist wegen der Corona-Krise wirtschaftlich schwer in der Bredouille und wird heuer einen Verlust von mindestens 100 Millionen Euro einfliegen. Anstatt aber zügig über ein Sparpaket zu verhandeln, schießt sich die Gewerkschaft vida mit sexistischen Untertönen gegen Geschäftsführerin Valerie Hackl ein.
Die parteifreie Top-Managerin bezifferte in einem KURIER-Interview den Einsparungsbedarf mit 260 Millionen Euro und sprach von "Altlasten und Altverträgen". Betriebsrat Daniel Liebhart, in der vida Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt, unterstellte Hackl, damit die Mitarbeiter angesprochen zu haben und empörte sich über eine "verbale Entgleisung sondergleichen". Hackl hatte allerdings die finanziellen Lasten gemeint und nicht Mitarbeiter.
Liebhart startete eine Online-Umfrage unter den rund 1.000 Mitarbeitern. Im Text dazu hieß es, "von einer Frau in einer Führungsposition, einer ehemaligen Kurzzeitministerin und einer werdenden Mutter hätten wir mehr Sorgfalt im Umgang mit der Sprache erwartet".
Aufsichtsratsvorsitzende: "Sexistische Aussagen"
Das rief Aufsichtsratschefin Karin Tausz auf den Plan, die in einer Aussendung die Gewerkschaftskritik an den Sparplänen zurückwies und die "sexistischen Aussagen" von vida gegenüber Hackl als "inakzeptabel" bezeichnete.
Die persönliche Lebenssituation einer Geschäftsführerin heranzuziehen, sei unlauter, argumentierte Tausz, im Hauptberuf Managerin der ÖBB-Infrastruktur. An die Mutterrolle zu appellieren, grenze an Mobbing.
Aufsichtsrats-Vizechef und Flughafen-Vorstand Günther Ofner spricht von einem "mittelalterlichen Frauenbild", Argumentationen auf dieser Ebene seien schärfstens zurückzuweisen. Es gehe um die Zukunft des Unternehmens. Auch Austro Control müsse als eine der Säulen des Luftfahrtstandortes Österreich in dieser Krise einen Beitrag zur Lösung leisten.
Hackl ist seit Montag in Mutterschutz.
Die Mitarbeiter hätten sich durch die Wortwahl von Hackl persönlich angegriffen gefühlt und eine Reaktion unsererseits gewünscht, verteidigt sich Liebhart im Gespräch mit dem KURIER. Laut Umfrage-Ergebnis hätten zwei Drittel der Belegschaft das so verstanden. Als sexistisch sieht er die Formulierungen über Hackl nicht.
GPF distanziert sich
Innerhalb der Gewerkschaft dürfte die vida-Umfrage nicht überall gut angekommen sein. Neben der Transport- und Dienstleistungsgewerkschaft vida fällt die Austro Control historisch bedingt auch unter die Zuständigkeit der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten GPF. Alexander Rovina ist Vorsitzender des Zentralbetriebsrats der Austro Control und Chef der Bundesfachgruppe Flugsicherung in der GPF. In einem Mail an den gesamten Aufsichtsrat sowie an Hackl und Co-Geschäftsführer Axel Schwarz geht Rovina auf Distanz zu den Gewerkschaftskollegen von der vida.
Die GPF hatte "in keiner Weise" Kenntnis von dieser Umfrage, heißt es in dem Mail, das dem KURIER vorliegt. Und weiter: "Wir, die Funktionäre der GPF, distanzieren uns entschieden von dieser Umfrage und deren Inhalt."
Der Großteil der Austro-Control-Mitarbeiter wird von der GPF vertreten. Die meisten der rund 400 Lotsen, vor allem im Turm in Schwechat, ressortieren zur vida.
Beim Sparpaket sind die Beteiligten noch nicht weit gekommen, derzeit wird über die aktuelle Lohnrunde verhandelt. Ende August sollen die Arbeitsgruppen Vorschläge präsentieren.
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