Seniorenhandy-Hersteller Emporia spürt Angstsparen bei Älteren

Emporia-Eigentümerin Eveline Pupeter
Ukraine-Krieg und Turbo-Inflation bremsen das Geschäft mit Elektronikgeräten. Davon betroffen ist auch der Linzer Seniorenhandy-Hersteller Emporia Telecom. „Seit Kriegsbeginn am 24. Februar ist das Geschäft wie abgeschnitten“, berichtet Alleineigentümerin und Geschäftsführerin Eveline Pupeter dem KURIER. „Besonders ältere Menschen reagieren auf Krieg und Inflation sehr sensibel und halten das Geld zusammen.“
Zusätzlich sei das während Corona boomende Online-Geschäft wieder auf Vorkrisenniveau zurückgefallen. Für Emporia bedeute dies seit Kriegsausbruch fast eine Halbierung des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr. Das abgelaufene Geschäftsjahr, das Ende Juni endet, werde daher voraussichtlich mit einem Umsatz von 40 Mio. Euro auf Vorjahresniveau stagnieren, so Pupeter. Geplant waren 50 Mio. Euro. Möglich war das Halten des Umsatzes auch nur durch den Markteintritt in Italien, sowie Neuheiten wie dem Smartphone Smart 5, dem ersten Senioren-Tablet und Gesundheitsprodukten wie Blutdruckmessgeräten.

700.000 Geräte verkauft
Insgesamt verkaufte Emporia im Vorjahr rund 700.000 Endgeräte in 30 Ländern. Weltweit telefonieren inzwischen drei Millionen Menschen mit einem in Linz designten und China gefertigten Smartphone oder Tastentelefon. Um gegen die Umsatzflaute anzukämpfen, erfolgt Ende Juni der Markteintritt in Skandinavien. Von der neuen Niederlassung in Helsinki werden die Märkte Finnland, Schweden und Norwegen bedient. In Dänemark ist Emporia bereits vertreten.
Das hohe Preisniveau und die hohe Internet- und Handy-Affinität der Skandinavier – in Finnland nutzen 83 Prozent der Senioren mobiles Internet, in Österreich sind es 63 Prozent – lässt Pupeter frohlocken. Sie will dem schwedischen Konkurrenten Doro, der auch in Österreich gestartet ist, Marktanteile abluchsen. „Sie sind dort mit 25 Mio. Euro Umsatz fast ein Monopolist bei Seniorenhandys. Wir wollen uns einen Teil vom Kuchen holen“, so Pupeter.
Transport billiger
Durch die sinkende Handy-Nachfrage in Europa seien sowohl die Produktionskosten in China als auch die Transportkosten erstmals seit drei Jahren wieder gesunken, berichtet die Firmenchefin. Auch die Materialknappheit scheint sich ob der sinkenden Nachfrage wieder aufzulösen. „Wir waren und sind voll lieferfähig“, betont Pupeter.
Fokus auf Europa
Strategisch will sich das Unternehmen mit 110 Mitarbeitern, 60 davon in Linz, auf Europa konzentrieren. Hier gebe es noch immer 40 Millionen ältere Menschen, die nicht digitalisiert sind, also keinen Computer oder Tablet haben. In Österreich seien es rund 800.000 Menschen, weiß Pupeter. Der Marktanteil liegt hier bei 7 Prozent.
Und die Nachfrage nach einfach bedienbaren Endgeräten werde weiter steigen, ist sie überzeugt. Zum einen nehmen altersbedingte Schwächen, wie schlechtes Hören oder Sehen, zu und „bei Weitem nicht jeder Smartphone-Nutzer braucht den ganzen technischen Schnickschnack“. Die neuen preisaggressiven China-Mitbewerber wie Xiaomi oder Vivo fürchtet die Emporia-Chefin nicht, weil sie die Senioren als Zielgruppe völlig vernachlässigen würden. „Der Markt ist schwierig und erfordert viel Servicekompetenz, da muss man viel investieren“.
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