Seilbahner Hörl: „Erschließungswahn findet nicht mehr statt“

Seilbahner Hörl: „Erschließungswahn findet  nicht mehr statt“
Welche Tücken dynamische Preise bei Lifttickets und Windräder am Berg haben

Soll ein Skiticket an einem Tag mit Minus 20 Grad und schlechter Sicht billiger sein als an einem sonnigen Tag in den Weihnachtsferien? Klingt irgendwie logisch, wäre aus Sicht mancher Seilbahner aber nicht fair.

Argumentiert wird, dass Rabatte an frequenzschwachen Tagen ja letztlich an Hochsaisontagen aufgeschlagen werden müssen, damit die Rechnung unter dem Strich auch für den Unternehmer aufgeht. Folglich werden Ferienzeiten und damit klassische Familien-Skitage besonders teuer.

In machen Schweizer Skigebieten ist so ein „Dynamic Pricing“ bereits Praxis, auch in Österreich probieren es erste Regionen aus – wie Montafon oder das Vorarlberger Brandnertal. Der Chef der Planai-Hochwurzenbahnen in Schladming, Georg Bliem, erteilt diesem Modell aber eine klare Absage.

Genauso wie Franz Hörl, Seilbahner aus Gerlos: „Ein Preis für alle ist aus meiner Sicht fairer als das alte Modell.“ Empfehlungen für Kollegen gibt Hörl, der auch Branchensprecher ist, aber keine ab. Das sei schon aus Wettbewerbsgründen nicht möglich.

Der Preis spiele heuer im Skiurlaub jedenfalls eine besondere Rolle, belegen auch die Marktforscher von Manova. Gespart wird demnach weniger beim Urlaub als im Urlaub, also bei den Nebenkosten vor Ort.

Laut einer Umfrage in Österreich, Deutschland und der Schweiz planen heuer trotz hoher Inflation mehr Befragte einen Winterurlaub als vor der Pandemie (46 vs. 42 Prozent). Vor allem die Deutschen ziehe es wieder auf die Piste. Selbige soll nun übrigens einer Imagekorrektur unterzogen werden.

Windrad am Berg

„Der unendliche Erschließungswahn findet nicht mehr statt“, formuliert es Hörl. Man habe in der Vergangenheit „nicht ganz optimal kommuniziert“. Sprich, zu viel über neue Anlagen geprahlt. Von denen gab es ja stets genug. Zur Größenordnung: Rund 600 Millionen Euro hat die Seilbahnwirtschaft jährlich investiert, damit etwa die Hälfte ihres Jahresumsatzes.

Künftig wollen die Seilbahner aber weniger über Pistenkilometer und beheizte Sitze am Lift reden. Dafür mehr über CO2-Bilanz und Investitionen in Erneuerbare Energien, etwa Windräder am Berg. Hauptproblem dabei ist laut Hörl die Logistik beim Aufstellen. Schließlich müssen die Einzelteile der Anlagen sowie die Kräne zum Aufbauen selbiger erst einmal auf den Berg gekarrt werden.

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Hörl zum Bau eines Windrads in Tirol: „Ich scheitere an einer Kurve der Gerlos Bundesstraße“

Hörl spricht aus eigener Erfahrung: „Ich scheitere an einer Kurve der Gerlos Bundesstraße“, erzählt er von den Tücken beim Aufbau eines 1,5-MW-Windrades. Auch der Transport per Hubschrauber sei schwieriger als gedacht.

Eine weitere Idee der Seilbahner ist die Nutzung vorhandener Speicherteiche für die Beschneiungslangen, die derzeit 200 bis 500 Stunden im Jahr genutzt werden. Das sollen Pumpspeicherkraftwerke ändern, die an den Teichen zu Spitzenzeiten Strom erzeugen können, erklärt Erik Wolf, Geschäftsführer des Fachverbandes der Seilbahnen in der WKÖ.

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