Schutzmasken: Warum der Nachschub aus China stockt

Eine Frau mit Maske fährt an einem Plakat von Xi Jinping vorbei.
Vorwürfe wegen Qualitätsmängeln häufen sich. Nun nimmt Peking die Lieferanten enger an die Kandare. Das verursacht Verzögerungen.

Vom Mund-Nasen-Schutz bis zur hochsicheren FFP3-Maske: Die Nachfrage nach dem Coronaschutz ist derzeit enorm, nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Doch gerade jetzt, wo hierzulande die Tragepflicht in Supermärkten umgesetzt werden soll, stockt der Nachschub.

Und auch ein Großkunde aus dem Gesundheitsbereich klagt darüber, dass bereits vor längerer Zeit bestellte Masken nicht und nicht ankämen. Importeure hätten sich bereits an das Kanzleramt gewandt, um diplomatisch zu intervenieren.

Vertrauen schlecht, Kontrolle besser

Allerdings liegt es nicht an der Verfügbarkeit oder an Pekings vermuteter „Maskendiplomatie“, also dem Verdacht, dass aus geostrategischen Interessen selektiv vorgegangen würde. Für die Verzögerung scheinen gegenwärtig vor allem Qualitätsmängel chinesischer Produkte verantwortlich zu sein.

In China würden Flugzeuge, die medizinisches Material transportieren, momentan verzögert abgefertigt, hieß es aus dem Kanzleramt auf Nachfrage des KURIER. Das asiatische Land, der mit Abstand wichtigste Produzent von Masken weltweit, hat nämlich selbst Qualitätskontrollen eingeführt, bevor die Massenprodukte auf die Reise geschickt werden.

Ein Antonow An-124 Frachtflugzeug wird auf einem Flugfeld entladen.

Millionen Schutzmasken aus China kommen mit einer Antonov124 am Militärflughafen Marolles an.

Ein Arbeiter mit Maske bedient einen Gabelstapler in einem Lagerhaus mit hohen Regalen voller Waren.

Frankreich hat insgesamt eine Milliarde Stück geordert, die mit einer Luftbrücke aus China angeschafft werden sollen.

Ein Arbeiter in Schutzkleidung geht in einer Fabrik an großen Papierrollen vorbei.

Darüber hinaus setzt Frankreichs Regierung auch auf die lokale Produktion.

Ein Arzt mit Haube und Mundschutz blickt in die Kamera.

Präsident Emmanuel Macron besucht eine Produktionsstätte in Saint-Barthelemy-d'Anjou nahe Angers.

Zwei Personen in Schutzkleidung stehen vor einer Maschine zur Herstellung von Masken.

Beschwerde der Niederländer

Zuletzt hatten sich Beschwerden über mangelhafte Qualität gehäuft. So ließ die niederländische Regierung Zehntausende Masken eines chinesischen Herstellers zurückrufen. Diese stammen aus einer Charge von 600.000 Stück, die nun nicht verteilt werde.

Statt die Schutzklasse FFP2 (filtert 95 Prozent schädlicher Partikel) zu erfüllen, genüge das Vlies nicht einmal den Ansprüchen der Kategorie FFP1 (80 Prozent Filterwirkung), berichtete die Frankfurter Allgemeine. Zuvor habe Spanien 58.000 nicht zuverlässige Schnelltests zurückgeschickt. Beanstandungen gab es auch in der Slowakei und der Tschechischen Republik.

Ein Mann mit Gesichtsmaske geht vor einer roten Flagge mit Hammer und Sichel vorbei.

Ruf von "Made in China" bedroht

Zwar mehren sich in China nun kritische Stimmen, die den Europäern Undankbarkeit vorwerfen. Man habe sich selbst auch nicht über unbrauchbare Hilfsendungen beschwert. Allerdings sieht Peking zugleich seine eigene Hightech-Industriestrategie „Made in China 2025“ gefährdet, die ganz auf Qualität setzen will.

Deshalb sollen die Tausenden neuen Masken-Anbieter, die seit der Coronakrise emporgeschossen sind, genauer unter die Lupe genommen werden. Eine Sisyphos-Arbeit, die den dringend benötigten Nachschub offenbar stocken lässt.

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