Wird Österreich also zum Schlusslicht im erhofften Aufholprozess nach der Pandemie? Die düstere Sicht der OECD hat unter Fachleuten eine Debatte über die Aussagekraft der Prognose entfacht. 2020 war der Blick in die Glaskugel besonders oft besonders stark getrübt. Wird das im zweiten Corona-Jahr 2021 so bleiben?
In der kommenden Woche präsentiert die Nationalbank ihre Konjunkturvorschau und eine Woche später kommen die neuen Prognosen von Wifo und IHS.
Im Vorfeld vergleichen die Ökonomen untereinander die Berechnungen, prüfen sie auf Plausibilität und siehe da: Die OECD dürfte krass daneben liegen. Dafür sprechen mehrere Gründe.
Das dritte Quartal – vor dem zweiten harten Lockdown – verlief wesentlich besser als erwartet wurde. Das war der OECD zum Zeitpunkt ihrer Prognose-Erstellung noch nicht bekannt. Ebenso wenig der Umstand, dass der harte Lockdown am Montag nach knapp drei Wochen endet und vor allem der Einzelhandel wieder öffnet.
Die OECD – so ist informell zu hören – wäre bei ihrer Prognose noch von einem harten Lockdown ausgegangen, der weit in den Jänner hinein reicht und Weihnachtsgeschäft und Wintersaison noch viel härter treffen würde als ohnehin schon.
Freilich ist auch für heimische Experten, die jetzt wissen, dass Hotels und Gastronomie ab 7. Jänner wieder aufsperren dürfen, noch unklar, welchen Schaden der Wintertourismus in Summe nehmen wird. Das hängt zum Beispiel davon ab, wie lange die deutsche Reisewarnung noch aufrecht bleiben wird.
Das Wifo wird jedenfalls, so hört man, mehr oder weniger bei der Herbstprognose für 2021 von 4,4 Prozent bleiben und ist damit wesentlich optimistischer als die OECD. Wifo-Experte Stefan Schiman sagt dazu: „Für mich sind die Zahlen nicht nachvollziehbar. Die extrem schwache Erholung 2021 ist eine sehr pessimistische Annahme der OECD und wäre meiner Meinung nach nur zu rechtfertigen, wenn da schon ein dritter Lockdown einrechnet worden wäre.“
Im Finanzministerium hält man die OECD-Prognose überhaupt nur dann für realistisch, wenn man schon einen dritten und vierten Lockdown mit einkalkulieren würde. Aber das wäre völliges Kaffeesudlesen. Nichts davon sei in Planung, wird in Regierungskreisen versichert.
Währungsfonds (+4,6%) und EU-Kommission (+4,1%) liegen übrigens im Bereich des Wifo und Finanzminister Gernot Blümel gesellt sich zu den Optimisten: „Als Export- und Tourismusland ist Österreich natürlich stark von der aktuellen globalen Entwicklung betroffen. Mit der Impfung gibt es Licht am Ende des Tunnels.“
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