Schluss mit Kabelsalat: Ab 2024 gibt es nur noch einheitliche Ladegeräte
Die verzweifelte Suche nach dem jeweils passenden Ladegerät für Handy, Kamera, Kopfhörer, Laptop oder die Spielkonsole soll spätestens ab übernächstem Jahr vorbei sein. Dann wird es in der EU nur noch einheitliche Ladekabel geben. Das Ringen darum hat immerhin mehr als 13 Jahre gedauert, am Dienstag aber hat das EU-Parlament in Straßburg endgültiges, grünes Licht gegeben.
Stecker im USB-C-Format werden damit für alle Handys, Tablets und Digitalkameras zum Standard. Dies gilt künftig auch für Laptops (eine längere Übergangszeit ist hier vorgesehen), Lautsprecherboxen, Kopfhörer, E-Reader, Tastaturen und Computer-Mäuse, Navis, Smartwatches und elektronisches Spielzeug.
"Der Kabelsalat ist lästig und unnötig für die Konsumentinnen und Konsumenten und schadet der Umwelt", sagt Barbara Thaler, Binnenmarktsprecherin der ÖVP im EU-Parlament.
Bis zu 1.000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr werden durch den Wegfall der vielen verschiedenen Ladegeräte vermieden. Ein umso bedeutender Schutz für die Umwelt, zumal in der EU insgesamt nur weniger als 40 Prozent des gesamten Elektro-und Elektronikabfalls recycelt wird.
Einst waren es 30
Bereits 2009 hatte der damalige EU-Industriekommissar Günter Verheugen ein universelles Ladegerät für Handys angekündigt. Führende Hersteller von Mobiltelefonen vereinbarten daraufhin, eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. "Aber diese Selbstverpflichtungen der Industrie haben nichts gebracht", schildert Thaler. Als Erfolg galt dabei schon, dass die damalige Zahl von 30 verschiedenen Kabelarten heute auf nur noch drei zusammengeschrumpft ist.
Derzeit hat die Mehrheit der aktuell in der EU verkauften Mobiltelefone einen USB-C-Anschluss. Ältere Android-Handys verfügen meist über einen USB-Micro-B-Anschluss. Apple-iPhones und Tablets wiederum haben einen Lightning-Anschluss.
30 Kabelarten
gab es noch vor zehn Jahren – fast jeder Hersteller hatte seinen eigenen Ladekabelanschluss. Heute gibt es in der EU nur noch drei
Auf dem Markt
sind mehrheitlich USB-C-Anschlüsse (neuere Android-Handys), USB-Micro-B (ältere Android-Handys) und Lightning bei Apple
16,6 Kilogramm
Elektroschrott entfallen jedes Jahr auf jeden Bürger in der EU
Der nun geplante Schritt wird also den iPhone-Hersteller Apple mehr treffen als seine Konkurrenten. iPhones machen in Europa rund ein Fünftel der hier verkauften Handys aus. Eine Umstellung auf USB-C-Anschlüsse wird für Apple erhebliche Kosten bedeuten. Entsprechend heftiger Widerstand kam vom US-Konzern. Man warnte: Ein einheitliches Ladegerät würde der Innovation schaden.
Ganz ohne Kabel
Viele neue Mobiltelefone kommen mittlerweile aber ganz ohne Ladegeräte aus – sie lassen sich über Ladestationen mittels Induktion aufladen.
Das ist bequem, vermeidet Kabelchaos – verbraucht aber deutlich mehr Strom. Zwischen 50 und 80 Prozent der Energie gehen so verloren.
In den kommenden Jahren plant die EU-Kommission deshalb eine technische Vorgabe, wie kabelloses Aufladen in Europa einheitlich und vor allem energieeffizienter aussehen soll.
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