Schlachthäuser: Töten am laufenden Band
Die Bilder und Videos, die der Verein gegen Tierfabriken (VGT) diese Woche von einem steirischen Hühnerschlachthof veröffentlicht hat, schockieren. Hühner, die brutal erschlagen werden. Tiere, die bei der Gasbetäubung panisch flattern oder als Putzfetzn benutzt werden.
Für viele war schon allein die Größenordnung des Betriebes erschreckend. 70.000 Masthühner schlachtet dieser am Tag, er gehört damit zu den drei relevanten Geflügelschlachtbetrieben im Land. Klingt viel, ist aber relativ.
„Im internationalen Vergleich sind wir noch immer Zwerge“, sagt Karl Feichtinger vom Kärntner Konkurrenzbetrieb Wech. In den vergangenen Jahren sei Polen zum größten Geflügelproduzenten Europas aufgestiegen, die Kapazität eines durchschnittlichen Schlachthofs liegt in Polen etwa zehn Mal über jener in Österreich“, sagt er.
Generell können man europaweit von einem Faktor fünf bis zehn ausgehen. Entsprechend hoch sei der Konkurrenz- und Preisdruck. Sprich die Notwendigkeit, größer zu werden und über Skaleneffekte effizienter zu arbeiten. Zumindest im Massenmarkt.
Zahl der Schlachtbetriebe sink in Österreich
„In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Geflügelschlachtbetriebe in Österreich halbiert.“ Die Auflagen und Hygienestandards wurden ständig nach oben geschraubt, die Notwendigkeit zur Rationalisierung steige, weiß Feichtinger. Kleine Firmen würden da schlicht nicht mehr mitspielen können.
Der Konkurrenzdruck steigt – auch jener aus dem Ausland. Denn während in Österreich unter hohen Tierwohlstandards Hühner und Puten gemästet werden, gibt es in anderen Ländern oft keine Vorschriften, wie viele Tiere maximal in einen Stall gepfercht werden dürfen. Mehr Tiere pro Quadratmeter bedeuten weniger Kosten pro Tier. „Dass dann billige Importware, nicht gentechnikfrei gefüttert, in heimische Supermärkte und Diskonter drängt, interessiert die NGOs aber nicht“, ätzt Feichtinger.
Preisdruck steigt in der Fleischwirtschaft
Der Preisdruck zieht sich durch die gesamte Fleischwirtschaft. Norbert Marcher ist mit vier Schlacht- sowie fünf Zerlege- und Verarbeitungsbetrieben Branchenprimus in Österreich. In seinen hoch spezialisierten Standorten werden etwa täglich 1.500 Schweine geschlachtet.
„Klingt viel, aber der größte deutsche Fleischverarbeiter, Tönnies, verarbeitet insgesamt drei Mal so viel wie alle österreichischen Betriebe zusammen bzw. an einem Standort gleich viel wie alle österreichischen Schweineschlachtbetriebe zusammen.“ Um international konkurrenzfähig zu sein, müsse auch er effizienter arbeiten. Sprich, ständig in Maschinen investieren. So werden in seinem Zerlegebetrieb in Villach mittlerweile 700 Schweinehälften zerlegt – pro Stunde.
„In der öffentlichen Wahrnehmung gilt oft der Grundsatz ‚je größer der Betrieb, desto schwieriger die Einhaltung von Tierwohl‘. Das ist falsch“, findet Marcher. Aus seiner Sicht gelte eher der Grundsatz je größer, desto professioneller der gesamte Prozess. „In großen Betrieben wie unserem gibt es zum Beispiel immer interne Kontrollmechanismen, etwa Videoüberwachung. Die Wahrscheinlichkeit von Fehlverhalten sinkt massiv gegenüber Betrieben, die keine Videoüberwachung haben.“
Auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten sieht das Problem schon lange nicht mehr an fehlenden gesetzlichen Vorgaben. Für Missstände würden oft „fehlendes Wissen, Zeitdruck und menschliches Versagen sorgen“.
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