SBO-Chef: Elektroautos umweltschädlicher als moderne Diesel-Pkw
Elektroautos und das Verbot von Verbrennermotoren werden das Klima nicht retten, im Gegenteil.
Das meinte SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann bei der Bilanzkonferenz des niederösterreichischen Ölfeldausrüsters.
"Schmutziger Strom"
Wer derzeit seinen Tesla mit Strom befülle und damit herumfahre, schade dem Klima mehr, als jemand, der ein modernes Diesel- oder Benzinerauto nutze. Nicht nur, dass Elektroautos bei ihrer Herstellung mehr CO2 freisetzen als Verbrenner, sie tun das auch während ihres Betriebs.
Der Grund sei einfach: Zuviel Strom werde in Europa nach wie vor aus Kohle, vor allem aus der besonders umweltschädlichen Braunkohle, erzeugt. Dadurch werde viel CO2 emittiert. Wer diesen Strom nutzt, habe pro gefahrenem Kilometer die Umwelt mehr geschädigt, als wenn er auf der gleichen Strecke Diesel verbrannt hätte, meint Grohmann und bezieht sich auf Daten der Energieagentur IEA.
"Viel Lobbyismus"
Ein Problem sei, dass in der EU viel taktiert werde und es starken Lobbyismus gebe. „Es wurden viele nicht glückliche Entscheidungen getroffen“, sagt Grohmann. Er kritisiert das Vorhaben, dass künftig nur noch E-Autos und keine Verbrenner mehr verwendet werden dürfen und plädiert für Technologieoffenheit. „Ich glaube, dass an E-Fuels kein Weg vorbeiführt. Schiffe und Flugzeuge können nicht mit Batterien betrieben werden.“
Der Einsatz von klimaneutral hergestellten synthetischen Kraftstoffen sei auch bei Pkw sinnvoll, ja fast zwingend. „Es gibt eine Milliarde Pkw auf der Welt, wir dürfen uns nicht einbilden, dass diese bald alle elektrifiziert werden.“ In unseren Breitengraden herrsche bereits ohne großer E-Autoflotte die Angst vor einem Blackout.
Ein großer Teil dieser Pkw werde nicht in Europa, sondern in Asien verwendet. In dieser und vielen anderen Regionen der Welt sei es gar nicht möglich, auf E-Autos umzusteigen. Dort werde, so lange es keine andere Möglichkeit gebe, weiter mit diesen Verbrennermotoren gefahren.
Deshalb brauche es mehrere verschiedene Energieträger, glaubt Grohmann. Eine Lösung könnte in Zukunft sein, in den schier endlosen Weiten der Wüste, wo es wesentlich mehr Sonnenstunden als in Europa gibt, Anlagen zur Herstellung von E-Fuels zu errichten, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Anders als Strom könnten Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe – so wie jetzt Gas und Öl – dann in andere Regionen der Welt transportiert werden.
"Fast keine Wirkung"
Auch Maßnahmen wie Tempo 100 auf Autobahnen werden laut Grohmann den Klimawandel nicht aufhalten. „In China gehen jede Woche zwei neue Mega-Kohlekraftwerke in Betrieb.“ Die Einsparungen durch Tempo 100 würden damit global so gut wie gar nicht ins Gewicht fallen. Europa ist „nur“ für acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, nur eine global akkordierte Strategie könne den Klimawandel aufhalten.
Gerald Grohmann, seit 22 Jahren Vorstandsvorsitzender von SBO, überraschte bei der Pressekonferenz mit einer Ankündigung in eigener Sache. Der inzwischen 70-jährige wird sich mit Ende des Jahres aus seiner Funktion zurückziehen und nicht mehr unternehmerisch tätig sein, sondern sich seiner Familie und seinen Hobbys widmen. Sein Nachfolger soll Mitte des Jahres vorgestellt werden. SBO steigerte 2022 den Umsatz um 71 Prozent auf 501 Millionen Euro, der Gewinn vervierfachte sich beinahe auf 75 Millionen Euro.
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