Rekorde bei Gold und Bitcoin: Wie lange geht das gut?
Die aktuelle Gold-Euphorie hält nun schon länger an. Erst Anfang Dezember wurde bei einem Kurs von 2.135 US-Dollar der Rekord aus dem Sommer 2020 eingestellt. Und nach kleineren Rückschlägen befinden sich die Notierungen seit rund einer Woche wieder im Höhenflug.
In dieser Zeit hat sich das Edelmetall um mehr als 100 Dollar verteuert. Mittlerweile notiert die Feinunze (31,10 Gramm) bereits bei rund 2.185 Dollar und eilt weiter von einem Rekord zum nächsten. Beflügelt wird die Rekordjagd vor allem von der weiter intakten Aussicht auf sinkende Zinsen. Senken die Zentralbanken in den USA und Europa wie erwartet im Sommer die Leitzinsen, werden Anleihen tendenziell uninteressanter. Und im Gegenzug steigt bei Anlegern, die in Krisenzeiten relativ sichere Investmentmöglichkeiten suchen, die Nachfrage nach Gold. Das treibt den Kurs nach oben.
Auch angefacht von einem schwächeren Dollar, was Goldkäufe von außerhalb des Dollarraums günstiger macht. Folglich notiert Gold auch in Euro auf dem Höchststand von aktuell 1.997. Ein Plus von 15 Prozent in den vergangenen 12 Monaten.
Wohin geht nun die Reise? „Niemand weiß, wie lange oder wohin das geht. Die Märkte sind derzeit vor allem von völliger Irrationalität geprägt. Momentan geht ja alles rauf, ob Aktien, Gold oder Bitcoin“, sagt Gernot Maier, Chef des Schoeller Münzhandels, einer Nationalbank-Tochter. Die Bandbreite der Einschätzungen ist tatsächlich enorm: Experten wie Peter Stöferle vom auf Gold spezialisierten Investmenthaus „Incrementum AG“ gehen von einem weiteren Anstieg des Goldpreises bis 3.000 Dollar bis Jahresende aus. Langfristig (bis 2030) rechnet Stöferle sogar mit einem Goldpreis von 4.820 Dollar je Unze.
Andere Experten, wie jene der britischen Großbank HSBC, sagen hingegen, gewinnt Donald Trump die US-Präsidentenwahl im Herbst, fällt der Goldpreis wieder. Denn Republikaner gelten als wirtschaftsfreundlicher als Demokraten.
Krytpos heben ab
Noch irrationaler sind wohl nur Kryptowährungen. Die bekannteste und größte von ihnen, Bitcoin, erzielte in der vergangenen Woche Rekordstände in Dollar und Euro. Die Cyberdevise durchbrach am Freitag erstmals die 70.000-Dollar-Marke. In Euro zog der Kurs auf mehr als 63.000 an, ein Plus von mehr als 50 Prozent nur seit Jahresbeginn gerechnet. Und seit dem letzten Tief Ende 2022 beträgt der Zuwachs sogar 300 Prozent!
Warnung
Dass es beim Bitcoinkurs sehr rasch rauf und wieder runtergehen kann, zeigt die Vergangenheit. Lag der Kurs Ende 2021 noch bei deutlich mehr als 60.000 Dollar, so waren es ein Jahr später nur noch 16.000. Viele Beobachter, aber auch Aufsichtsbehörden und Zentralbanken, warnen daher Privatanleger, zu viel auf Kryptos zu setzen.
Die Branche selbst gibt sich aber überzeugt, dass der Hype weitergeht. Denn anders als 2021, als es eine Überhitzung des Marktes durch einen Hype unter Privatinvestoren gegeben habe, seien jetzt viele institutionelle Anleger und Banken in den Kryptomarkt eingestiegen, sagt Eric Demuth, Chef der österreichischen Kryptoplattform Bitpanda.
Denn in den USA wurden spezielle Bitcoin-Fonds rechtlich erlaubt. Sie ermöglichen es, in Bitcoin zu investieren, ohne die Währung direkt erwerben zu müssen. Laut Berechnungen des auf Kryptowerte spezialisierten Vermögensverwalters CoinShares beträgt die Anzahl an Bitcoin, die die Fonds täglich nachfragen, etwa 4.000. „Es werden aber nur 900 Bitcoin am Tag neu produziert“, sagt Chefanalyst James Butterfill. „Und das treibt die Kurse in die Höhe.“
Bei der Kursentwicklung dürfte auch ein Ereignis eine Rolle spielen, das für den 20. April erwartet wird: das nächste sogenannte Halving. Dabei halbiert sich die Belohnung, die Bitcoin-Miner für die Verifizierung von Krypto-Transaktionen erhalten. Letztlich führt der Vorgang zu einem langsamer wachsenden Angebot an Bitcoin, was in der Geschichte des Bitcoins meist steigende Kursen zur Folge hatte.
Und eine weitere Kryptowährung zeigt im Windschatten von Bitcoin einen Höhenflug. Ethereum legte im 12-Monats-Rückblick 126 Prozent zu. Marktkenner erwarten, dass diese Digitalwährung die wahrscheinlich einzige sein wird, die ebenfalls eine Zulassung für spezielle Fonds erhalten wird.
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