Rekord bei österreichischen Patenten
Noch nie haben die Österreicher und Österreicherinnen so viele Patente angemeldet wie im vergangenen Jahr. Mit 11.731 Anmeldungen wurde sogar der Rekord von 2016 übertroffen, sagt Patentamtspräsidentin Mariana Karepova. Bei den eingegangenen Innovationen handelte es sich bei circa zwei Dritteln um Marken und bei einem Drittel um Erfindungen.
Top-Position
Bei den Marken ist Wien die Nummer eins, gefolgt von Niederösterreich und Oberösterreich. Bei den Erfindungen liegt Oberösterreich auf Platz eins vor der Steiermark und Wien. Bezogen auf die Bevölkerung ist jedoch Vorarlberg das erfindungsreichste Bundesland.
Im internationalen Vergleich liegt Österreich bei Patentanmeldungen pro Kopf auf Platz elf, innerhalb der EU sogar auf Platz sechs. Die meisten Anmeldungen kamen aus Bereichen wie Verkehrstechnik, Maschinenbau, künstliche Intelligenz und autonomes Fahren.
Am meisten Patentanmeldungen hat 2019 der sogenannte Antriebsstrangentwickler AVL List eingereicht, in Summe 169. Das Unternehmen ist damit zum achten Mal in Folge Österreichs „Patentkaiser“. Dahinter folgen die Julius Blum GmbH (79), Engel Austria (37), die TU Wien (28) und Trumpf Maschinen(26).
Kontrollverlust
Das Patentamt hat zwei Arten von Kunden. Stammkunden, wie AVL List, und Neukunden, wie Start-ups. Bei diesen ortet Karepova ein großes Problem: „Junge Unternehmen sind kaum informiert und werden zu wenig unterstützt.“ Das Risiko, die Kontrolle über die eigene Erfindung zu verlieren, ist oft groß. Neben Unwissenheit gebe es zu wenig Bewusstsein, das geistige Eigentum zu schützen. Wer zum Beispiel bei Präsentationen zu viel von seiner noch ungeschützten Erfindung ausplaudert, kann eine böse Überraschung erleben, erklärt Karepova.
Damit das nicht – oder nicht so oft – passiert, bietet das Patentamt einige Services und Informationen an. So wird auf den Patentcheck über 12.500 Euro hingewiesen und beraten, ob eine Erfindung Chancen auf ein Patent hat, oder auch ein Patentanwalt finanziert.
Rückgang
Die Coronakrise hat auch am Patentamt deutliche Spuren hinterlassen. Die Zahl der angemeldeten Marken ist in den Monaten April und Mai um 30 Prozent zurückgegangen, hat sich jedoch rasch erholt und lag im Juni über dem Vergleichsmonat des Vorjahres.
Bei Erfindungen lag der Rückgang bei 50 Prozent. Die Zahl der Anmeldung von Unternehmen hat sich inzwischen stabilisiert. Wie sich 2020 entwickelt, lässt sich laut Karepova derzeit noch nicht abschätzen. Das europäische Patentamt rechne jedoch mit einem Rückgang von zehn Prozent. In dem Ausmaß ging die Zahl der Patentanmeldungen in der Wirtschaftskrise 2008/’09 zurück.
Klimaschutz
Einer jener Bereiche, in denen am meisten Patente entstehen, ist der Klimaschutz. Österreichs Nummer eins bei Patenten, AVL List, erhält viele Aufträge für Lösungen, die CO2-Reduktionen ermöglichen. „Die Schadstoffreduktion ist für viele wichtig“, sagt Unternehmenschef Helmut List. Ob bei Antriebssträngen, Messtechnik oder KI-Systemen, überall seien bessere Wirkungsgrade und ökonomischere Lösungen gefragt. Die Produkte sollten für das gleiche Geld weniger ausstoßen.
Ein Beispiel für eine Neueinreichung ist Charlotte Ohonin vom Grazer Hightech Start-up Norganoid. Sie arbeitet an einem System zur Testung von Medikamenten an einem Chip, die Technologie nennt sich „Organ-On-Chip“. Dadurch können neue Mittel getestet werden, ohne den Körper zu berühren oder Tierversuche durchzuführen. Sie hat das Service des Patentamts in Anspruch genommen. „Davon haben wir sehr profitiert“, sagt Ohonin.
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