Wer hat's erfunden? Immer öfter die Chinesen

Chinesische Medizinproduktion
China holt bei Weltklassepatenten rasant auf. Die USA könnten bald ihre Spitzenposition verlieren, Europa hinkt immer weiter hinterher.

Die Zahlen alleine machen es nicht aus: Schon im Vorjahr hat China erstmals die USA bei der Zahl der Patentanmeldungen überholt. 59.000 Patente hat das Reich der Mitte 2019 bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo) eingereicht. Damit wurde die USA um rund 1.000 Patente übertrumpft und als jahrzehntelanger Spitzenreiter beim weltweiten Patente-Ranking abgelöst.

Wer hat's erfunden? Immer öfter die Chinesen

Doch wenn es um sogenannte Weltklassepatente in Zukunftstechnolgien geht - also den eigentlichen Schubkräften für eine innovative Volkswirtschaft - standen dennoch weiter die USA unangefochten an der Spitze. Bisher. Denn China und auch Südkorea holen "dank einer viel höheren Dynamik massiv auf - oder sind bereits an den USA vorbeigezogen", heißt es einer soeben veröffentlichten neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Das gelte besonders für neue Entwicklungen in wichtige Zukunftstechnologien wie Energieumwandlung, 5 G und 3-D-Druck. 58 Technologiebereiche hat die Studie untersucht - in 42 davon rangierte China unter den drei Ländern mit den meisten Spitzenpatenten.

Die "Patent-Supermacht" USA dominiert zwar immer noch in 50 der untersuchten Technologiebereichen. Besonders groß ist ihr Vorsprung bei Gesundheit und Sicherheit und auch beim Thema Digitalisierung ist die Wachstumsdynamik hoch. Als einzige Industrienation können die USA bei den ganz neuen Technologien mit China noch mithalten.

Auf der Überholspur

Bei Ernährungs- und Umwelttechnologie hat China bereits die Führungsrolle übernommen. Beim Recycling etwa hält das Reich der Mitte bereits ein gutes Viertel der Weltklassepatente (USA: 21 Prozent); bei der Wasseraufbereitung liegt China bei einem Patentanteil von 36 Prozent (USA: 22 Prozent). Vor 20 Jahren hatte China hier noch so gut wie gar keine Patente angemeldet.

Wie rasant der Entwicklungsschub Chinas war, zeigt der Sprung der vergangenen zehn Jahre: Noch 2010 war das Land kein einziges Mal unter den Top-3-Ländern.

Dahinter steht der Führungsanspruch der Partei- und Staatsspitze in Peking:

Vor fünf Jahren leitet sie die "Made-in-China"-Strategie in die Wege: Ein extrem ehrgeiziger, mit fast 300 Milliarden Euro subventionierter Plan, China durch gezielte Forschung in zentralen Wirtschaftszweigen an die Weltspitze zu bringen.

Zulasten der Europäer

Doch wer nach oben will, verdrängt andere: Und so "geht der Aufstieg Ostasiens bislang vor allem zulasten von europöischeen Staaten", heißt es in der Bertelsmann-Studie weiter.

"Allein verfügt kein einziges europäisches Land über die meisten Weltklassepatente in einer der 58 betrachteten Technologien", ist zu lesen. Und auch für die EU als Ganzes reicht es gerade für zwei Spitzenplätze - bei Windkraft und Functional Food.

Dabei zeigt sich der große Verlust der EU durch den Brexit: Wäre Großbritannien heute noch in der EU, könnte die EU immerhin fünf erste Plätze verbuchen - bei nämlich bei Wasserkraft, Bioziden und Verbundwerkstoffen.

Umso dringender rät die Studie: Die europäische Kooperation müsse unbedingt ausgebaut, Forschung und Unternehmen noch viel intensiver miteinander verletzt werden.

 

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