Rekord: 1,23 Milliarden Euro für heimische Start-ups

Rekord: 1,23 Milliarden Euro für heimische Start-ups
Noch nie erhielten Jungunternehmen so viel Risikokapital wie im Vorjahr. Aber drei Viertel des Geldes kommt von ausländischen Investorengruppen. Das hat auch Nachteile.

Heimische Start-ups durften sich im Vorjahr über einen Milliardenregen freuen. Insgesamt floss in 131 Finanzierungsrunden Kapitalspritzen in Höhe von 1,23 Milliarden Euro  an die Jungunternehmen. Das war fast fünf Mal so viel wie im gesamten bisherigen Rekordjahr 2020 und mehr als in allen sechs Vorjahren zusammen.

Dies geht aus dem  Start-up Investment Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY in Zusammenarbeit mit der Austrian Angel Investors Association (AAIA) und der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) hervor.

Zwei Einhörner

In der Statistik gibt es jedoch zwei Ausreißer. Die beiden "Einhörner" GoStudent und Bitpanda konnten gemeinsam mehr als die Hälfte der Gesamtsumme, insgesamt 652 Mio. Euro lukrieren. Die Zahl der Finanzierungsrunden ging insgesamt um 14 Prozent bzw. 22 Abschlüsse zurück. Dennoch bedeutet dies den zweithöchsten Wert seit Beginn der Erhebungen in 2015. 

Für Florian Haas, Leiter des Start-up-Ökosystems bei EY Österreich ist das Rekordinvestment "einerseits ein Resultat eines starken Reifeprozesses des heimischen Start-up-Ökosystems, andererseits ein Spiegelbild der günstigen Großwetterlage mit viel Liquidität, niedrigen Zinsen und attraktiven Renditen in Europa".  

Rekord: 1,23 Milliarden Euro für heimische Start-ups

GoStudent räumte im Vorjahr groß ab

Zu wenig Risikokapital in Österreich

Die Euphorie dürfe aber nicht kaschieren, dass in Österreich nach wie vor kaum Risikokapital vorhanden ist, was ausländische Investorengruppen mit gut gefüllten Kassen auf den Plan ruft. Österreichische Start-ups stünden auf ihrem Wachstumskurs früher oder später vor der Situation, dass sie das für ihre Skalierung und Internationalisierung benötigte Kapital nur jenseits der Landesgrenzen lukrieren können.

Schon jetzt kommen drei Viertel des Risikokapitals von ausländischen Investoren. Bei den Finanzierungsrunden in der Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro war lediglich ein Inlandsinvestor beteiligt. "Bei Finanzierungsrunden ab dem zweistelligen Millionenbereich ist die Abhängigkeit von Geldgeber aus Übersee groß, da es in Österreich kaum Wachstumsfinanzierer gibt. Aktuell gilt: Je größer die Runde, desto weniger Österreich“, so Haas weiter.

Gewinne wandern ab

Das Problem: Steigen ausländische Investoren aus, fließt der Großteil der Gewinn ins Ausland und wird nicht in Österreich reinvestiert. "Weiters verlagern sich auch zunehmend die wirtschaftliche Leistung und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu anderen Standorten. Solange dieser Kreis der Wertschöpfung nicht in Österreich geschlossen werden kann, wird die langfristige Wirtschaftsleistung leiden“, kommentiert Laura Egg, Managing Director der Austrian Angel Investors Association (AAIA).

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